Kultur & Geschichte

Hans Albers und Berlin – eine große Liebe

Der Schauspieler mit den berühmten blauen Augen ist nicht gerade ein Berliner Urgestein, sondern eher ein typischer Hamburger Jung. Auch sein wohl bekanntestes Lied „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ handelt von seiner Heimatstadt. Allerdings arbeitete und lebte Hans Albers in Berlin und das wohl auch sehr gerne. Über seine Zeit hier gibt es sogar ein eigenes Buch – ich hab mich damit auf den Weg gemacht und seine Spuren verfolgt …

Wer kennt ihn nicht?

Über keine andere Persönlichkeit bin ich bei Recherchen bisher so oft gestolpert wie über Hans Albers. Außer vielleicht Erich Kästner. Und natürlich haben die beiden einen bedeutenden Berührungspunkt. Baron Münchhausen, der auf der Kanonenkugel reitet – ziemlich berühmtes Bild, das bestimmt jeder schon mal gesehen hat! Das war Hans Albers. Und das Drehbuch für den 1943 in Babelsberg produzierten Film schrieb Erich Kästner.

Alter Filmkurier & Fotopostkarte

Jedenfalls erzählte ich meiner Mutter begeistert von meiner neuen Textidee und ihre Reaktion war etwas überraschend: „Also für den alten Sack hab ich mich nie interessiert!“ Huch!? Naja, egal. Wofür ist er noch besonders berühmt? Er spielte an der Seite von Marlene Dietrich und Emil Jannings in „Der blaue Engel“ von 1930. Ihr verhalf der Sternbergfilm zum internationalen Durchbruch, für ihn war es das Ende der ewigen Nebenrolle. Aber von Anfang an:

Hans Albers Anfänge in Berlin

Nach eher mäßigen Erfolgen auf den Bühnen Hamburgs, zog es Albers nach dem Ersten Weltkrieg nach Berlin. Hier gelang es dem Mann mit den strahlend blauen Augen schon bald, die berühmte Sängerin Claire Dux für sich zu gewinnen. Die Kammersängerin protegierte ihren Freund und schon bald zogen sie in deren Wohnung am Kaiserdamm 31 zusammen. Die Gegend im Berliner Westen war damals DER Ort für die High-Society, wo auch Größen wie Fritz Lang lebten. In den folgenden Jahren spielte sich Albers durch die Bühnen der Stadt: das Theater des Westens, das Berliner Komödienhaus und das Theater am Nollendorfplatz waren nur einige davon.

Theater am Nollendorfplatz
Ehemaliges Theater am Nollendorfplatz

Vor allem Operetten, Komödien und Lustspiele gehörten zu seinem Repertoire – der ganz große Erfolg ließ allerdings auf sich warten. Zwar spielte er an der Seite von Stars wie Tilla Durieux oder Fritzi Massary, stand jedoch in deren Schatten. Für seine Rolle als Marcus Antonius in der Komischen Oper bekam er 20 Mark Abendgage – der Opernstar Massary hingegen 600.

Hans Albers Berlin
Albers & Massary

Nach und nach gelang es ihm aber doch, sich einen gewissen Ruf zu erarbeiten. Kurz vor seinem endgültigen Durchbruch, schrieb man schon über ihn, er sei der beliebteste männliche Revuestar Berlins. Besonders erfolgreich war er mit dem Stück „Die Verbrecher“ am Deutschen Theater, damals unter der Leitung von Max Reinhardt.

Deutsches Theater Berlin

Er galt als Star zum Anfassen. Man traf ihn bei Spielen von Hertha BSC, wo er seine persönliche Loge hatte, oder beim Boxen – damals überaus populär in der Stadt. Und wer es sich leisten konnte, begegnete ihm im Nobelhotel Adlon. Dort war er seit der Trennung von Dux Dauergast.

Hotel Adlon Berlin

Vom Stummfilm zum Tonfilm

Doch er stand nicht nur auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Er spielte auch in unzähligen Stummfilmen mit. Anfangs hatte er dabei wohl große Probleme, da seine hellen blauen Augen nicht richtig aufgenommen werden konnten und er fast blind aussah. Birgit Wetzig-Zalkind schreibt in ihrem Buch, dass ein Kameramann namens Frederic Fuglsang extra für Albers Augen einen Filter konstruierte. Und zwar aus der Unterwäsche seiner Frau! Ob das so stimmt? Die Geschichte konnte ich sonst jedenfalls nirgendwo finden. Später erzählte er gerne, dass ihn die Geldnot zum Film getrieben hätte, weil ihm 40 Pfennige für einen Kaffee fehlten. Doch viele Käffchen hat er sich damit zuerst auch nicht verdient, denn für Statistenrollen gab es damals 8 Reichsmark Tagesgage.

Das Jahr 1929 sollte für den blonden Hans vieles ändern. Mit „Die Nacht gehört uns“ drehte er in den Tempelhofer Studios der UFA einen der ersten drei Tonfilme Deutschlands. Bereits sein zweiter Tonfilm hob seine Karriere auf ein neues Level. „Der blaue Engel“ wurde zum riesen Erfolg. Viele Originale, Bilder vom Dreh und Plakate von dem Streifen könnt ihr euch in der Deutschen Kinemathek am Potsdamer Platz ansehen.

Deutsche Kinemathek

Hans Albers im Nationalsozialismus

Albers drehte jetzt einen Film nach dem anderen. Für die fünf Produktionen im Jahr 1932 erhielt er 350.000 Mark an Gagen. Liiert war er inzwischen mit der jüdischen Schauspielerin Hansi Burg, die für ihn die eigene Karriere hinten anstellte und ihn managte. Das Paar legte sich neben der Wohnung in der später zerstörten Lennéstr. einen Zweitwohnsitz am Stadtrand zu: die Villa Oeding in Kladow. Das schicke Anwesen ist heute in Privatbesitz und von hohen Mauern und Hecken umgeben, allerdings könnt ihr trotzdem einen Blick darauf werfen. Der Eingang Am Roten Stein 1-7 liegt ziemlich versteckt am Ende einer Sackgasse und als ich dort ankam stand erstaunlicherweise das Tor offen. Wirkte wie eine Einladung, aber ich hab natürlich nur vorsichtig reingelinst.

Villa Oeding: Hans Albers Berlin
Villa Oeding
Villa Oeding: Hans Albers Berlin
Ehemaliger Wohnsitz von Hans Albers

Nach der Machtübernahme vermied es Albers, sich mit den Nationalsozialisten gemein zu machen. Er war durch seine enorme Popularität gut genug geschützt, um beispielsweise nicht wie andere Stars bei der Gründung der Reichsfilmkammer zu erscheinen. Auch weigerte er sich lange gegen einen Beitritt, einen Staatspreis, den Goebbels ihm überreichen wollte, nahm er nicht entgegen. Die meiste Zeit verbrachten er und Hansi Burg nun in ihrem Haus am Starnberger See. 1934 trat er der Reichsfilmkammer dann allerdings doch bei, um weiter als Schauspieler arbeiten zu dürfen. Verwunderlich ist allerdings, dass er sich auch für Propagandafilme wie „Flüchtlinge“ oder „Carl Peters“ hergab. War ihm egal, was er drehte? Wirklich geäußert hat er sich dazu nie.

Illustrierter Film-Kurier mit Hans Albers

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Cover des „Illustrierten Film-Kurier“ er in diesen Jahren zierte. Die Filmzeitschrift erschien 1919 bis 1944 in Berlin und ist eine echt tolle Fundgrube. Fünf Heftchen mit Albers habe ich übrigens bei Ebay für schlappe 2 Euro bekommen. HA! Für Münchhausen-Kram muss man allerdings etwas mehr zahlen.

1935 – 1945

Auf Druck von Goebbels gab er diesem 1935 die Trennung von seiner jüdischen Lebensgefährtin bekannt. Allerdings nur auf dem Papier. Ihre Beziehung bestand weiter, 1938 emigrierte sie jedoch nach England. Albers blieb und tröstete sich mit Alkohol und anderen Frauen. Ein Kind von Traurigkeit war er aber wohl auch schon vorher nicht. Dem Regime gegenüber benahm er sich recht großkotzig und wähnte sich durch seine Berühmtheit wohl als unantastbar. Mit dem Dreh des Film „Die große Freiheit 7“ im Jahr 1944 überschritt er dann aber doch zu viele Grenzen. Nicht nur wurde dieser von Goebbels verboten, es wurden auch sämtliche Verträge mit Albers aufgelöst. Allerdings war der Krieg fast vorbei und der Film kam im September 1945 in die Berliner Kinos. Bekannt ist er bis heute durch das von Albers gesungene Titellied „La Paloma“.

Nachkriegszeit

1946 kehrte seine Lebensgefährtin Hansi Burg aus dem Exil zurück und die beiden waren bis zu seinem Lebensende 1960 ein Paar. Erfolge feierte er 1946 am Hebbel-Theater mit einer Rolle, für die er bereits in der Weimarer Republik gefeiert wurde. Er spielte den Liliom im gleichnamigen Stück bis 1947 insgesamt 750 Mal. Gelebt hat er in dieser Zeit in einer Wohnung am Schöneberger Ufer 61. Dort findet ihr heute eine Gedenktafel – übrigens die einzige für Hans Albers in Berlin.

Wohnhaus Hans Albers Berlin
Ehemaliges Wohnhaus von Hans Albers in Berlin
Gedenktafel Hans Albers Berlin

Das Haus war seine letzte feste Adresse hier, auch wenn er später noch oft in Berlin war. Beispielsweise zur Berlinale 1956, wo sein Film „Vor Sonnenuntergang“ den goldenen Bären gewann.

Fazit Hans Albers in Berlin

Gewirkt hat Hans Albers in Berlin an unzähligen Orten. Viele davon sind nach wie vor erhalten. Am Potsdamer Platz hat man ihm außerdem einen Stern am Boulevard der Stars gewidmet. Begraben wurde er allerdings in seiner Heimatstadt Hamburg. Übrigens hatte der blonde Hans wohl sehr schütteres Haar, war aber sehr eitel – eines seiner Toupets könnt ihr im Filmmuseum Potsdam bewundern.

Stern Hans Abers Berlin

Die Infos zu dem Blogartikel stammen vor allem aus:

  • Grisko, Michael: Hans Albers in Berlin, Morio Verlag 2015
  • Spiegel-Artikel: Die Liebe des Lügenbarons
  • Wetzig-Zalkind, Birgit: Das ist Berlin. Eine Stadt und ihre Stars, Berliner Edition im Westkreuz-Verlag 2005.

2 Comments

  • Werner

    Tja, also ‚echter‘ Hamburger Jung, der hauptsächlich in Berlin lebte und sich letztlich doch mit den Nazis gemein machte. Da war die Dietrich konsequenter … Wieder was gelernt!

    Werner

    • Tina Hoffmann

      Lieber Werner, gemein gemacht ist etwas hart, denke ich. Nicht in diese Kammer eintreten wäre das Berufsverbot gewesen – klar, wäre aus heutiger Sicht die einzig korrekte Entscheidung gewesen, aber wer weiß, was man selbst getan hätte? Liebe Grüße, Tina

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