
Mundraub Berlin – getestet
In den letzten Monaten war ich viel in der Hauptstadtnatur unterwegs. Warum erfahrt ihr hoffentlich im Frühjahr. Dabei habe ich oft an öffentlichen Plätzen Essbares entdeckt und auch hin und wieder etwas mitgenommen. Inzwischen mache ich begeistert Bärlauchpesto und bin total verrückt nach selbst gekochten Marmeladen. Für Leute wie mich gibt es schon seit Jahren die Seite mundraub.org, wo jede/r nutzbare Pflanzen eintragen kann, wenn diese legal abgeerntet werden dürfen. Eine super Idee, vor allem jetzt, wo das Essen im Supermarkt ständig noch teurer wird. Hier mein Testergebnis von Mundraub in Berlin.
Was genau ist mundraub.org?
Die Seite gibt es inzwischen Seit 2009 und ihre Mission – nach eigener Aussage – ist es, Menschen mit Obstbäumen zu verbinden. Sie wollen ein Bewusstsein für Regionalität und Saisonalität schaffen und die Leser*innen dazu motivieren, ihre Umgebung kulinarisch wahrzunehmen und natürlich auch zu nutzen. Finde ich alles super. Nachhaltiger geht es ja eigentlich kaum. Auf der interaktiven Karte von Mundraub können Nutzer*innen mit Konto selbst Fundorte von Essbarem eintragen. Natürlich gibt es dafür ein paar Regeln, ebenso wie für’s Ernten. Zum Beispiel nicht mehr zu pflücken als man tatsächlich selbst isst oder verarbeitet. Aber das versteht sich ja auch von selbst. Sollte es zumindest.


Mundraub nutzen in Berlin
Wenn ihr auf der Karte nach Berlin filtert, dann seht ihr sofort hunderte Ergebnisse als grüne Punkte über die komplette Stadt verteilt aufploppen. Zoomt am besten einfach mal in eure Wohngegend rein und schaut, ob es vielleicht irgendwas direkt in der Nähe gibt. Seht ihr da z.B. einen grünen Punkt mit einer 9, erscheinen 9 essbare Pflanzen, wenn ihr darauf klickt. Jede Pflanze hat das entsprechende Symbol, das ihr vielleicht gar nicht direkt erkennt. Dann könnt ihr euch Infos zu der Pflanze aufrufen. Auch die beste Erntezeit ist dort vermerkt. Ist was für euch dabei, dann schlendert doch mal vorbei. Geradezu wie Unkraut scheint sich derzeit Hopfen zu verbreiten. Vielleicht kommt das auch nur mir so vor. Falls ihr nicht zufällig Bier braut, dann könnt ihr ja mal einen Tee daraus machen.

Mundraub in Berlin – klappt das?
Meine bisherige Erfahrung damit ist insgesamt eher mäßig gut, ehrlich gesagt. Ich habe etliche Einträge in meiner weiteren Umgebung abgeklappert, aber viele der Bäume gibt es einfach gar nicht. Vermutlich nicht mehr, denn leider fallen in Berlin ja auch ständig Bäume irgendwelchen Bauprojekten zum Opfer. Teilweise stehen aber auch schon Kommentare dabei, dass dort nichts zu finden ist. Vorab also unbedingt checken! Bei unzähligen anderen vermeintlichen Fundorten gibt es zwar Bäume, aber sie eignen sich leider nicht zum Pflücken. Auf der Halbinsel Stralau beispielsweise gibt es zwar eine tolle Obstwiese mit Apfelbäumen und Pflaumen, aber wenn ihr keine Feuerleiter dabei habt, dann ist da kein Rankommen.

Klar gibt’s Fallobst, aber das ist halt oft schon schimmlig oder von Insekten angefressen. Und so erging es mir leider bei mindestens der Hälfte der Orte, die ich bisher versucht habe. Pflücken könnte man auf besagter Obstwiese irgendwie niedlich aussehende Miniäpfel. Leider hab ich keine Ahnung, was das ist! Vielleicht weiß es ja eine/r von euch?


Mundraub Berlin – ein Langzeitprojekt
Einmal auf die Karte schauen, losziehen und mit reicher Ernte heimkommen – den Zahn muss ich euch ziehen. Aber wer sich wirklich darauf einlässt, der kann auf lange Sicht definitiv von der App bzw. Seite profitieren! Macht es andersrum. Wenn ihr ohnehin unterwegs seid, dann checkt die Karte, ob es dort vielleicht etwas geben könnte. Vielleicht habt ihr Erfolg, wenn nicht, seid ihr immerhin nicht extra deswegen durch die Stadt getingelt.

Ruft am besten auch ab und an den Mundraub-Blog auf, denn dort bekommt ihr tolle Tipps. Holunder gibt es in Berlin gefühlt ja an jeder Ecke. Was ich dort entdeckt habe: man kann aus den noch unreifen grünen Früchten eine Art Kapern machen. Dafür war ich schon zu spät dran, aber das merke ich mir für nächstes Jahr. Wer daran Spaß hat, kann viel Neues ausprobieren. Gestern hab ich auf einem meiner Wege gesehen, dass es dort Weißdorn gibt und der war zufällig sogar gerade reif. Also hab ich eine Ladung mitgenommen, im Internet ein paar Anregungen rausgesucht und ein Gelee gekocht. Tatsächlich stand der Aufwand in keinem Verhältnis zu meinem mickrigen einen Glas, das ich am Ende hatte, aber egal – schmeckt lecker und ich hab mal wieder was gelernt!

Mein Fazit
Ich finde die Idee auf jeden Fall super, auch wenn ich etliche Enttäuschungen erlebt habe. Wie gesagt, wenn man es länger macht, dann kennt man irgendwann die besten Stellen und weiß, wann es was gibt. Es erweitert auf jeden Fall auch den Horizont und trägt zum nachhaltigeren Leben in Berlin bei. Für mich der totale Hammer ist Berliner Wunderlauch aus dem Plänterwald. Und davon gibt es im Frühjahr wirklich Unmengen!

Letztendlich lebt die Seite davon, dass viele mitmachen. Je mehr Leute Standorte eintragen oder auch kommentieren, ob sich der Besuch lohnt, desto nutzwertiger ist Mundraub für alle! Habt ihr es schon probiert? Dann hinterlasst doch einen Kommentar!


3 Comments
Jenny
Die Idee klingt in der Theorie wirklich toll. Bei uns in der Gegend sind nur sehr wenige Bäume eingetragen. Da ist man erfolgreicher, wenn man bei der Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung anruft und dort nachfragt, ob es Bäume in deren Besitz gibt, die man abernten darf.
Tina Hoffmann
Hast du das schon gemacht?
Jenny
Ich weiß, dass das einige Schulklassen hier machen- sie ernten Äpfel und verkaufen danach den Apfelsaft, der daraus hergestellt wird. So können sie ihre Klassenkasse füllen.