Großsiedlung Siemensstadt: Spazieren im UNESCO-Welterbe
Berlin hat gleich mehrere Welterbestätten zu bieten: die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin, die Museumsinsel und die Siedlungen der Berliner Moderne, die insgesamt sechs Orte in der Stadt umfassen. Einer davon ist die Großsiedlung Siemensstadt, die ihr bei einem kleinen Spaziergang entlang von 10 Infotafeln erkunden könnt. Zumindest theoretisch, denn die ersten beiden Schilder sehen leider so aus:

Start am U-Bahnhof Siemensdamm
Wer mit den Öffis kommt, kann seine Tour nur wenige Schritte vom U-Bahnhof Siemensdamm am Jungfernheideweg 8 starten. Nur, naja, eben leider ohne die Infos auf den Tafeln. Allerdings könnt ihr Die Siedlung Siemensstadt und Hans Scharoun „Panzerkreuzer“ zumindest online ansehen. Dieser Bau passte mit seinem bröckelnden Putz und dem dreckigen Weiß irgendwie gut zu den ranzigen Schildern. So stellt man sich Welterbe eigentlich nicht vor.


Mein Ausflug startete also wenig verheißungsvoll – es konnte somit nur besser werden. Wurde es auch. Nur wenige Schritte weiter war am Jungfernheideweg 18 / Ecke Goebelstraße die Tafel zu Walter Gropius vorhanden, wenn auch reichlich beschmiert.




Die Tafeln fand ich sehr gut gestaltet. Sie enthalten neben alten Fotos der Bauwerke auch eine kleine Einführung in deren Architektur sowie ein Bild und eine kurze Biografie des Architekten. Walter Gropius ist Laien (zu denen ich auch zähle) vermutlich von allen am ehesten ein Begriff, denn er plante auch den nach ihm benannten Ortsteil Gropiusstadt und ein bekanntes Haus im Hansaviertel.
Durch die Goebelstraße
Zu den nächsten 3 Tafeln sind es nur wenige Schritte, zwei davon findet ihr an der Goebelstraße 55, eine an der 60. Nr. 4 behandelt den „Langen Jammer“ von Otto Bartning. Von der Straßenseite her erklärt sich der Spitzname ganz gut, denn der langgezogene Bau wirkt kahl und streng.

Die Gartenseite macht mit den Balkonen einiges mehr her. Am besten hat mir allerdings gefallen, dass die Wiese dort ein einziger großer Kaninchenbau ist und sich unzählige Tierchen dort tummeln. Die Tafel wurde hinter einer Schranke nicht gerade optimal angebracht. Tafel 5 ist übrigens nicht direkt daneben, sondern am Ende des Durchganges zur Gartenseite.



Bei Nummer 6 handelt es sich um Gebäude des Architekten Hugo Häring, deren Besonderheit die geschwungenen Balkone sind. Die sind teilweise so nett gestaltet, dass ich mir Urlaub auf Balkonien hier gut vorstellen kann. Zumal die ganze Gegend sehr ruhig und grün ist.




Heckerdamm & Geißlerpfad
Bis zur nächsten Tafel ist es ein bisschen weiter als bisher. Laut berlin.de befindet sich Nummer 7 am Heckerdamm 291. Trotz langer Suche konnte ich dort aber nichts finden. Als ich aufgegeben hatte und weiter zu Nummer 8 lief, entdeckte ich die Tafel zu Paul Rudolf Henning dann aber zufällig am Heckerdamm 287. Die Gebäude sind ebenso wie die von Fred Forbat (Nummer 8 im Geißlerpfad 11) sehr schlicht.





Am Ende des Geißlerpfades trefft ihr dann wieder auf die Goebelstraße. Direkt dort sollte sich Nummer 9 zu Charlottenburg Nord befinden – leider ist hier aber wieder nur noch die Stele ohne Text vorhanden. Hier könnt ihr das andere Ende des Langen Jammers sehen und die Infostation Siemensstadt. Dort habe ich auch einen Hinweis zu Architekturführungen entdeckt. Ticket B – Architektur erleben kannte ich bisher nicht – kam direkt auf meine Berlin-Ideen-Liste.



Ende Heilmannring
Zur letzten Tafel lauft ihr den Heilmannring entlang, allerdings stimmt auch hier die Angabe auf berlin.de nicht. Statt bei der Hausnummer 60 befindet sich die Tafel zu Hans Scharoun an der 64. Inzwischen bin ich übrigens von Spandau nach Charlottenburg spaziert.



Nur ein paar Meter weiter könnt ihr von hier links in den Halemweg einbiegen, wo sich direkt die gleichnamige U-Bahnstation befindet. Die Strecke des Spazierganges ist insgesamt nicht weit, aber mit lesen und fotografieren war ich etwa 1,5 Stunden unterwegs.
Großsiedlung Siemensstadt – Fazit
Ich hoffe, ihr hattet keinen ausführlichen Architekturführer erwartet! Dafür kenne ich mich wirklich nicht genug aus. Mit den Tafeln (sofern vorhanden) könnt ihr euch bei einem Rundgang aber einen guten Überblick verschaffen. Sie entstanden übrigens im Jahr 2004 durch die GSW und das Landesdenkmalamt zum 75. Geburtstag der Siedlung Siemensstadt. Hab ich mich gefühlt wie in einem UNESCO-Welterbe? Nein, aber spannend fand ich es allemal. Die anderen 5 Siedlungen der Berliner Moderne werde ich sicher auch irgendwann besuchen, es hat für mich aber keine Priorität.
Euch gefällt die Klassische Moderne? Dann lest doch direkt hier weiter: „Bauhaus in Berlin: Unterwegs mit Bildband“.


