
Friedhof der Märzgefallenen: Frauen & Revolution
Am 22. März 1848 zogen über 100.000 Menschen in einem Trauerzug durch Berlin. Die Stadt war tief bewegt, man trug 183 Gefallene der Barrikadenkämpfe vom 18. März zu Grabe. Sie hatten für mehr Freiheiten, mehr Verfassung und eine Abkehr von der absoluten Monarchie gekämpft. Auch wenn die Revolution von 1848/49 letztlich gescheitert ist, bildet sie einen Meilenstein in der deutschen Demokratiegeschichte. Zwar ist immer von „den Barrikadenkämpfern“ oder sogar „Barrikadenmännern“ die Rede, allerdings waren auch Frauen an den Aufständen beteiligt. Auf diese wirft jetzt eine Ausstellung auf dem Friedhof der Märzgefallenen ein Schlaglicht.

Der Friedhof der Märzgefallenen
Falls ihr zur Geschichte der Märzrevolution kurz und gut ein paar Wissenslücken füllen wollt, dann schaut beispielsweise auf die Seite des Deutschen Historischen Museums, wo ihr euch zusätzlich die Ausstellung Roads not Taken ansehen könnt. Dort werden die Ereignisse von 1848 thematisiert. Interaktiv könnt ihr euch dem Thema im Deutschlandmuseum annähern – dort dann sogar mit dem Geruch der brennenden Barrikaden in der Nase.


Nicht zuletzt könnt ihr euch auf dem Friedhof der Märzgefallenen selbst in die Ereignisse einlesen. Der Ort im heutigen Volkspark Friedrichshain, an dem insgesamt 255 Tote der Revolution ihre letzte Ruhe gefunden haben, dient als Bildungsstätte mit zahlreichen Infotafeln.


Auf dem Friedhof selbst ist jedes Jahr im März einiges los – bei der Führung, an der ich teilnahm, begegneten wir beispielsweise einem Familientreffen der Nachkommen des einzigen Adligen, der auf den Barrikaden kämpfte: Gustav von Lenski.

Es werden aber auch zahlreiche Kränze am Gedenkstein in der Mitte des Gräberfeldes abgelegt. Wie uns eine Mitarbeiterin sagte, sortiert nach dem politischen Spektrum. Rechts außen war der Kranz der CDU exakt auf gleicher Höhe mit dem Mistding mit den blauen Trauerschleifen. Da hat jemand ein klares Statement gesetzt!

Rund um den Friedhof hatte zum Gedenktag außerdem jemand rote Rosen mit Stoffbändern verteilt, auf denen „Frauenrechte sind Menschenrechte“ stand. (Die perfekte Überleitung zur Ausstellung – ich hab sie aber nicht dort abgelegt).


Ausstellung „Schwestern, zerreißt eure Ketten“
Vom 18. März 2025 bis zum 10. Juli 2025 findet auf dem Friedhof die Ausstellung „Schwestern, zerreißt eure Ketten“ statt, die sich nicht nur mit den elf hier begrabenen Revolutionärinnen beschäftigt, sondern auch mit der damaligen Rolle der Frauen im Allgemeinen und mit ihren Möglichkeiten, um sich gegen ihre Unterdrückung aufzulehnen. Die Schau ist nicht besonders groß, denn für Sonderausstellungen steht ja nur ein Container auf dem Gelände zur Verfügung, aber die Schautafeln geben einen guten Einblick in die Thematik!





Wer noch nie auf dem Friedhof der Märzgefallenen war, kann die kleine Schau durchaus als Anlass nehmen, um dem Ort mal einen Besuch abzustatten. Falls ihr euch schon ausgiebig mit dem Thema Frauengeschichte beschäftigt habt, werdet ihr hier vielleicht nicht so viel Neues erfahren, aber der Eintritt ist frei und es ist doch wirklich toll und unterstützenswert, dass man sich diesem Aspekt der Ereignisse angenommen hat!
Auswirkung der Revolution auf die Frauenbewegung
Die Revolution von 1848/49 war ein wichtiger Schritt. Nicht nur für die Demokratie, auch für die Frauenbewegung. Und weil ich es selbst niemals so toll auf den Punkt bringen könnte, zitiere ich hier Kerstin Wolff, die den lesenswerten Artikel „Frauen und die Revolution. 1848 als Frauenaufbruch“ geschrieben hat: „Nicht viele Frauen standen 1848 auf den Barrikaden, nahmen ein Gewehr in die Hand oder schwangen den Regenschirm.“ … „Aber es gab sie, sie waren öffentlich wahrnehmbar, über sie wurde – bewundernd oder ablehnend – gesprochen, und sie zeigten deutlich auf, dass es viele Wege gab, sich politisch zu engagieren. Die Erfahrungen, die diese Frauen in der Revolution von 1848 machten, trugen reichlich Früchte.“ … „Überspitzt gesagt: Das vielfältige weibliche Engagement in den 1840er Jahren hatte die Gründung der Frauenbewegung vorbereitet – der Kampf um die weibliche Seite der Demokratie ging in eine neue Runde.“
Viele Protagonistinnen der Frauenbewegung der ersten Stunde lebten und wirkten in Berlin. Kennt ihr sie? Wenn nicht, dann lest direkt in diesem Blogbeitrag weiter: „Große Frauenrechtlerinnen in Berlin: Minna, Hedwig und Helene“.
Puh, eigentlich wollte ich das gleich am 18. März schreiben … dann zum 22. … jetzt bin ich einfach froh, dass ich es gerade noch so im März geschafft habe 🙂
