Kultur & Geschichte

Winter-Filmfest: Feuerzangenbowle im Nikolaiviertel

Der Kultfilm „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann war bereits als ich klein war alt. Trotzdem konnte ich jedes Wort mitsprechen und er gehört für mich zu meiner Kindheit einfach dazu. Warum also nicht ein bisschen in Erinnerungen schwelgen und zum Winter-Filmfest ins Nikolaiviertel gehen?

Winter-Filmfest Berlin

Tragik einer Komödie

Vorab wollte ich kurz schauen, wo der Klassiker nach dem Roman von Heinrich Spoerl eigentlich gedreht wurde. Etliche Zeitungsartikel später musste ich feststellen, dass die Geschichte dahinter so gar nicht zum Lachen ist. Die UFA produzierte den Film während des Zweiten Weltkrieges zwischen März und Juni 1943 in den Babelsberg-Studios. Die Dreharbeiten mussten wegen Fliegeralarm regelmäßig unterbrochen werden und direkt neben dem Studiogelände befand sich ein Kriegsgefangenenlager. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Komödie!

Für viele der jungen Schauspieler ging es direkt nachdem die Dreharbeiten beendet waren an die Ostfront. Etwa für Hans Richter, der den Rosen von der letzten Bank spielte. Richter überlebte seinen Kriegseinsatz, andere Mitwirkenden fielen noch vor der Premiere. Die fand am 28. Januar 1944 statt. Doch anstelle einer glamourösen Abendgala mit rotem Teppich begann die Vorführung bereits um 10:45  Uhr im Berliner Tauentzien-Palast. Am frühen Nachmittag führte man den Streifen dann noch in der Schönhauser Allee im UFA-Palast Königstadt auf. Abends herrschte in der Metropole nämlich bereits seit Monaten Verdunkelung, weil es jederzeit Luftangriffen kommen konnte. Auch in der Nacht vor der Uraufführungen warfen britische Flugzeuge mehrere tausend Bomben über Berlin ab. Beide Premieren-Kinos waren 1945 nur noch Ruinen an deren Stelle heute Neubauten stehen.

Winter-Filmfest im Nikolaiviertel

Irgendwie konnte das Winter-Filmfest jetzt fast nur eine Enttäuschung werden. Die Entstehungsgeschichte hat mich ganz schön betrübt. Aber was da im Internet so heimelig-weihnachtlich angekündigt wird, ist auch ganz objektiv betrachtet wirklich nichts Besonderes. Ganze acht Sofaplätze gibt es und der Film läuft auf einem Fernseher, der in einer Weihnachtsmarktbude steht.

Feuerzangenbowle beim Winter-Filmfest Berlin

Mit ein paar Tassen Feuerzangenbowle wäre es vielleicht ja trotz allem ganz lustig geworden bei 5 Grad ganz alleine draußen vor einem Fernseher zu sitzen. Immerhin beschrieb Spoerl die Bowle in seinem Buch als „Mittelding zwischen Gesöff und Hexerei“ … „Weich und warm hüllt sie die Seele ein, nimmt die Erdenschwere hinweg und löst alles auf in Dunst und Nebel“. Klingt verheißungsvoll, aber ich verzichte. Ich schlendere lieber noch ein bisschen durch das fast verlassene Nikolaiviertel. Auch das wurde 1944 zerstört. Erst in den 80er Jahren rekonstruierte man es dann zum 750. Stadtjubiläum. Viele Gebäude entstanden nach historischem Vorbild, einige sind allerdings historisierende Plattenbauten.

Fazit zum Winter-Filmfest

Das Event in Mitte bekommt von mir keine Empfehlung, das könnt ihr euch getrost sparen. Aber ich hab mal wieder was gelernt und das Buch „Heinz Rühmann und „Die Feuerzangenbowle“: Die Geschichte eines Filmklassikers“ von Oliver Ohmann auf meine Leseliste gesetzt. Und auch wenn die Hintergründe der Mutter aller Schülerklamaukfilme tragisch sind – „Pfeiffer mit 3 F“ und der „wönzige Schlock“ bleiben für immer witzig.

Aber, wenn ihr euch für Kino interessiert, dann schaut doch mal in meinen Artikel zum Filmfest Frauenwelten.

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