
Schöner schwimmen in Berlin: Stadtbad Neukölln
Unter Berlins historischen Schwimmbädern gibt es Lost Places und restaurierte Hallen, die einfach nur wunderschön sind. Vielleicht nicht das richtige für Sportschwimmer*innen, dafür für alle, die in besonderer Atmosphäre baden und die Architektur bewundern wollen. Unter den schönsten ist das neoklassizistische Stadtbad Neukölln, das fast aussieht wie zur Zeit seiner Eröffnung.



Stadtbad Neukölln: Geschichte
Entworfen wurde es von Stadtbaurat Reinhold Kiehl sowie dem Architekten Heinrich Best, die sich dabei an antiken Thermen orientierten – unschwer zu erkennen an den Wandelgängen, den 7 Meter hohen Säulen und den aufwendigen Mosaiken. Gebaut wurde es von 1912 bis 1914, auf den Gedenktafel in der Eingangshalle wird allerdings nur einer der Architekten erwähnt.

Achtet dort unbedingt nicht nur auf das schmucke Treppenhaus, sondern schaut auch mal nach oben und bewundert die filigranen Muster des Deckenfensters.


Falls euch dort ein Museumsschild auffällt – es gibt keines mehr. Allerdings war hier noch bis 2010 das Museum Neukölln untergebracht und zwar in den Räumen der Volksbibliothek, die sich zur Zeit der Eröffnung des Bades ebenfalls in dem Gebäude befand.

Die große Halle
Dass es eine große und eine kleine Schwimmhalle gibt liegt daran, dass Männer und Frauen damals üblicherweise getrennt schwammen, heute gibt es einmal die Woche Frauenschwimmen, ansonsten zieht ihr eure Bahnen gemischt. Das Becken in der ehemaligen Männerhalle ist 25 Meter lang.




Die verzierte Kuppel sticht ebenso ins Auge, wie die die Wasserspeier mit Putten, die auf einem Walross sitzen. Von dort könnt ihr gegenüber der Kuppel Mosaike sehen, die eine Uhr einrahmen. Wer sie sich genauer ansehen möchte, erreicht sie über den oberen Wandelgang.


Und da niemand beim Baden und Entspannen gerne Leute mit Kamera um sich hat, durfte ich für meinen Text kurz vor den offiziellen Öffnungszeiten durchhuschen. Danke dafür an die Berliner Bäder Betriebe, aber warum musste da dieser Dummy sitzen? Obwohl er sich (hoffentlich) nicht von der Stelle bewegt hat, hat er es geschafft, mich gleich 3 mal zu erschrecken. Puppen …

Die kleine Halle
Das Bahnen in der einstigen Frauenhalle sind nur 19 Meter lang, allerdings wird sie momentan ohnehin nur für Schul- und Vereinsschwimmen sowie Schwimmkurse genutzt. Ansonsten sieht die kleine Halle der großen sehr ähnlich, es fehlt nur die Kuppel, dafür ist das Mosaik größer.


Ein Foto von 1930 zeigt, dass es damals hier Sprungbretter gab, die findet ihr hier heute allerdings nicht mehr.

Infos für den Besuch im Stadtbad Neukölln
Ihr findet das Schwimmbad in der Ganghoferstraße 3 in Neukölln. Erreichen könnt ihr es über die U-Bahnhöfe „Rathaus Neukölln“ oder „Karl-Marx-Straße“, es halten aber auch Busse in der Nähe. Montags gibt es ab 12 Uhr Frauenschwimmen. Im Internet gibt es einige schlechte Bewertungen, weil das Personal trotzdem männlich ist, falls euch das stört. An den anderen Tagen unter der Woche startet das öffentliche Schwimmen zwischen 11 und 14 Uhr und geht bis 22:30. Schaut am besten vor einem Besuch immer auf die Seite der Berliner Bäder Betriebe. Kosten liegen bei maximal 5,50 Euro, der Saunabereich, den ich leider nicht gesehen habe, kostet ohne Ermäßigung 20 bis 23 Euro. Dafür habt ihr dort sicher mehr Ruhe, das Schwimmbad ist vermutlich oft recht voll, wie alle Bäder in Berlin.
Lust auf mehr? Historisches Schwimmbadflair erwartet euch ebenfalls im Stadtbad Oderberger, das ihr nachts auch exklusiv buchen könnt, oder im verfallenen Stadtbad Lichtenberg, in dem heute Veranstaltungen wie Stadtbad RELOADED stattfinden.

