Die Komische Oper Berlin im Schillertheater – Einblicke
Schon seit 2019 mussten im spätbarocken Theatersaal der Komischen Oper in der Behrensstraße Besucher*innen per Netz vor herabfallenden Stuckteilen geschützt werden. Eine Sanierung war also mehr als überfällig. Letzten Herbst wurde darum das Schillertheater in Charlottenburg als Interimsspielstätte bezogen – bei einer Führung könnt ihr spannende Blicke hinter die Kulissen werfen.
1 Führung – 2 Häuser
Im oberen Foyer gibt es mit mit den geschliffenen Glasornamenten der gebogenen Fensterfront als Kulisse eine kurze Einführung – die euch gleich zwei Spielstätten der Hauptstadt näher bringt. Angefangen beim Namen „Komische Oper“, der eng mit der Französischen Revolution verbunden ist, über den stark sanierungsbedürftigen Theaterbau in Mitte über den kürzlichen Umzug bis hin zur Geschichte des Schillertheaters, das bereits seit vielen Jahren als Übergangshaus genutzt wird. Auch die Staatsoper unter den Linden und das Theater am Kurfürstendamm waren hier bereits über mehrere Spielzeiten untergebracht.
Das Schillertheater
Sowohl innen als auch außen ist das Schillertheater unverkennbar ein Kind der 1950er Jahre. Seine Historie reicht allerdings deutlich weiter zurück. Es entstand zwischen 1905 und 1906 in der damals eigenständigen Stadt Charlottenburg nach Plänen des Theaterarchitekten Max Littmann. Eröffnet hat es 1907 mit Schillers „Die Räuber“. In den 1930er Jahren erfolgten einige Umbauten, die das Theater dem nationalsozialistischen Geschmack anpassten. Davon ist heute nichts mehr zu sehen, denn Bombenangriffe zerstörten das Gebäude 1943 fast vollständig. Der Neubau wurde mit Beethovens 9. Sinfonie am 06.09.1951 eingeweiht.
Nach vielen spannenden Infos geht es weiter in den Theatersaal, der ganz anders ist als der Konzertsaal der Komischen Oper in Mitte mit dem gigantischen Kronleuchter. Eher schlicht, aber durch die samtigen Sitze in dunklem Lila sehr elegant.
Unterschiede gibt es aber wohl nicht nur im Stil des Saals, sondern auch in der Akustik. Im Konzertsaal des Schillertheaters hört man wohl jeden noch so kleinen Fehler. Ich vermute allerdings stark, dass man sich dafür erstmal richtig gut mit Opern auskennen muss (was auf mich nicht wirklich zutrifft).
Ein bisschen schade fand ich, dass am Tag der Führung abends keine Aufführung stattfand. Ich mag das geschäftige Gewusel auf der Bühne, wenn die Kulissen aufgebaut werden, denn das gibt gleich auch noch Einblicke in den täglichen Theaterbetrieb, nicht nur in die Spielstätte. Die Komische Oper Berlin hat übrigens etwa 400 Festangestellte.
Hinter der Bühne
Foyer und Theatersaal sieht man auch bei einem Opernbesuch. Der zweite Teil der Führung durch das Schillertheater bringt euch dann an die Orte, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt. Zuerst ging es hinter die Bühne, wo die Kulissen für 3 aktuelle Produktionen wie dem Berlin-Dauerbrenner „Chicago“ und „Anatevka“ stehen.
In einem Nebenraum lagern weitere Bühnenbilder, der Großteil an Kulissen für die ca. 55 Stücke aus dem Repertoire der Komischen Oper befindet sich 200 Kilometer von Berlin entfernt und muss für Aufführungen mit LKWs abgeholt werden. Die Garderoben der Künstler*innen sind auffallend schlicht, im Keller stehen Teile der Requisiten sowie Scheinwerfer und anderer Kram.
Die Führung durch die Komische Oper: kurz & knapp
Die Führung dauerte ziemlich genau 1 Stunde, eher kurz also, bringt euch aber an viele spannende Orte und gibt einen kompakten Überblick. Kurzweilig und nicht überladen. Sehr überrascht hat mich, dass die Komische Oper Berlin gleich noch eine ganze Palette an Spezialführungen anbietet: Familien, Requisite, Bühnenbild, verborgene Pfade, Maske, Orchester und inklusive Führungen. Wow! Da werde ich definitiv irgendwann mal noch eine mitmachen.
Demnächst werde ich mir hier übrigens „Eine Frau, die weiß, was sie will“ ansehen. Die Komödie von Oscar Straus hatte 1932 in Berlin Premiere, damals mit der Operndiva Fritzi Massary in der weiblichen Hauptrolle. Die übernimmt jetzt Dagmar Manzel, die ich schon in der klamaukigen Operette „Die Perlen der Cleopatra“ fantastisch fand. Ein schönes Interview mit ihr und Max Hopp über das aktuell aufgeführte Zwei-Personen-Stück könnt ihr im Magazin der Komischen Oper lesen.