Denk- und Mahnmale in Berlin
Gedenkorte und Mahnmale gibt es in Berlin in Hülle und Fülle. Einige wie das Denkmal für die ermordeten Juden Europas neben dem Brandenburger Tor, die Gedenkstätte Berliner Mauer oder die Topographie des Terrors sind weltweit bekannt, von anderen hat vermutlich kaum jemand gehört. Ich beschränke mich auf die weniger besuchten – eine absolut unvollständige, zufällige Liste von Gedenkorten, die ich in letzter Zeit irgendwo entdeckt bzw. besichtigt habe.
Gleis 17
Die Transporte aus Berlin in Konzentrations- und Vernichtungslager begannen am 18. Oktober 1941, die ersten Züge starteten vom Güterbahnhof Grunewald. An dem ehemaligen Bahnsteig erinnert seit 1998 das Mahnmal Gleis 17 an sämtliche Deportationen, die von Berlin ausgingen. Ein beklemmender langer Bahnsteig voller Daten und Zahlen, die von den Nazis in ihrer Menschenverachtung teilweise wohl nur gerundet vermerkt wurden: 100, 1.000 …
Gedenkstätte Blutmauer
Wo heute der Lichtenberger Rathauspark mit einem großen Spielplatz vor allem Familien anlockt, befand sich bis in die 1920er Jahre der Gemeindefriedhof. An dessen Mauer wurden 1919 mindestens 13 mutmaßlich an den Märzkämpfen Beteiligte hingerichtet. An die Ermordeten „Spartakisten“ erinnern die Gedenktafeln an der „Blutmauer“, zwei Informationsstelen und die Skulpturengruppe „Erben der Spartakuskämpfer“.
Gedenkstein RAW-Gelände
Wer auf das Friedrichshainer RAW-Gelände kommt, hat vor allem Party im Sinn. Inmitten der ganzen Clubs, Bars und graffitibesprühten Mauern könnt ihr aber auch einen kleinen Gedenkort finden, der an die von den Nazis ermordeten Politiker Franz Stenzer und Ernst Thälmann erinnert.
Denkmal Rosenstraße
Die Ereignisse in der Rosenstraße, die 1943 auf die Fabrikaktion folgten, sind dank der Verfilmung mit Maria Schrader und Katja Riemann noch vielen Menschen bekannt. Wer mehr über die Erinnerungsorte und die Proteste der Frauen erfahren möchte, die sich für die Freilassung ihrer jüdischen Männer einsetzten, der kann meinen Artikel zur Rosenstraße lesen.
Mahnmal Levetzowstraße
Die später zerstörte Synagoge Levetzowstraße wurde von den Nationalsozialisten als Sammellager für jüdische Berliner*innen genutzt, bevor diese dann vom Güterbahnhof Moabit aus deportiert wurden. Das Mahnmal besteht aus mehreren Elementen wie dem steinernen Güterwagen, einer Stele mit Daten der Deportationszüge und in den Boden eingelassenen Denktafeln für zerstörte Berliner Synagogen. Das Mahnmal Levetzowstraße ist der Startpunkt des Audiowalks „Ihr letzter Weg“, der von hier bis zur Gedenkstätte Güterbahnhof Moabit führt.
Gedenkstätte Güterbahnhof Moabit
Die unscheinbare Gedenkstätte scheint mir noch weniger bekannt zu sein als Gleis 17 im Grunewald, dabei wurden von hier mehr als 30.000 Jüdinnen und Juden in den fast sicheren Tod geschickt. Die Gedenkstätte besteht ebenfalls aus mehreren Elementen wie den Gleisresten, Informationsstelen und einem kleinen Kiefernhain.
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
In meiner Liste hier der vermutlich bekannteste Ort Berlins: die Gedenkstätte Deutscher Widerstand mit einer umfangreichen und kostenlosen Ausstellung zu Personen und Gruppierungen, die sich gegen die Nazis formierten. Mitgliedern der „Roten Kapelle“ wird hier ebenso gedacht wie konfessionellen Widerstandsgruppen oder Deutschen, die sich in den Armeen der Alliierten engagierten. Berühmt ist dafür vor allem Marlene Dietrich, die sich selbst als „Antifaschistin aus Anstand“ bezeichnete.
Friedhof der Märzgefallenen
Ein ruhiger und wie ich finde trotz allem schöner Ort für einen kleinen Ausflug, ist der Friedhof der Märzgefallenen im Volkspark Friedrichshain. 255 Tote der Märzrevolution von 1848 wurden hier beigesetzt. Eine Ausstellung und zahlreiche Infostelen geben euch einen guten Einblick in die historischen Ereignisse. Später wurden noch Opfer der Revolution von 1918/1919 hier beerdigt – auch diese ist Teil des Berliner Denkmals.
Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
Nur einen Katzensprung vom S-Bahnhof Südkreuz entfernt, habt ihr dieses Mahnmal Berlins nicht selten ganz für euch alleine, was den Besuch noch bedrückender macht. Der Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße gilt als einziger Ort, wo ihr noch Spuren des frühen Naziterrors von 1933 finden könnt. Vor allem politisch Andersdenkende wurden in den Kellerräumen inhaftiert und teilweise zu Tode gefoltert.
Gedenkstätte Günter Litfin
In unmittelbarer Nähe zum Humboldthafen steht zwischen lauter Neubauten noch der originale Wachturm am Kieler Eck, wo eine kleine Ausstellung an Günter Litfin erinnert – den ersten durch Schüsse ermordeten Mauertoten. Er starb am 24. August 1961 im Alter von 24 Jahren bei einem Fluchtversuch in den Westen. Das Mahnmal in Berlin ist Teil der Mauertour von Berlin on Bike, über die ich auf deren Blog einen Gastbeitrag geschrieben habe.
Gedenkort Rummelsburg
Das Areal mit seinen zahlreichen Gebäuden aus dem Jahr 1879 hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich und diente im Lauf der Geschichte unter anderem als Internierungslager für Zwangsarbeiter, als Sammelstelle für „Asoziale“ sowie als Männergefängnis der DDR. Die meisten der Bauwerke sind heute bewohnt, der Komplex wurde aber zudem als Gedenkort mit zahlreichen Infostelen gestaltet. Mehr darüber könnt ihr in meinem Text zur Rummelsburger Bucht lesen.
Denk- und Mahnmale in Berlin
Wie gesagt, das ist nur ein ganz kleiner Überblick über einige interessante Erinnerungsorte in Berlin. Einen schönen Artikel über die Gedenkstätte Plötzensee und den Pfad der Erinnerung bekommt ihr von Sabine auf Berlin Days, mit der ich dort zusammen unterwegs war. Kennt ihr noch andere Berliner Denkmale, die man mal besuchen sollte? Dann hinterlasst mir gerne einen Kommentar.