Der versteckte Friedhof im Tierpark Berlin

Dass man in Berlin immer wieder Neues entdecken kann, hat mir dieser kleine Friedhof im Tierpark Friedrichsfelde mal wieder bewiesen. Obwohl ich schon oft im Tierpark war, hab ich ihn erst letzten Sommer entdeckt. Natürlich ausgerechnet während einer Abendöffnung. Ich lief mit meiner Tochter Richtung Eisbärgehege alleine einen Waldweg entlang und es dämmerte schon – und just an dem Tag sah ich Kreuze und Grabsteine durch die Büsche blitzen. Das war mir echt unheimlich und ich wollte das Geheimnis in dem Moment lieber nicht lüften. 

Zuhause war ich dann aber doch neugierig und fing an zu recherchieren. Tatsächlich gibt es auf dem riesigen Areal des Tierparks eine kleine Begräbnisstätte. Die ist allerdings auf keiner Karte verzeichnet, außerdem liegt sie abseits der Wege entlang der Gehege. Im Sommer, wenn der Wald voller Blätter ist, bekommt man auch wirklich nur kleine Teile davon zu Gesicht. Außer man folgt zufällig dem kleinen Pfad, der kurz vor den Brillenbären ins Dickicht führt …

Schloss Friedrichsfelde

Bekannter als der kleine Friedhof ist Schloss Friedrichsfelde, dessen Geschichte 1695 beginnt. Zunächst vom Marinedirektor Benjamin Raule im holländischen Landhausstil errichtet, kommt es in den nächsten Jahrzehnten zu etlichen Besitzerwechseln und Umbauten. 1816 erwirbt ein Johann Carl Sigismund von Treskow das Anwesen mit den dazugehörigen Ländereien. Mit dem Begräbnis seines kleinen Sohnes Leopold begründet man 1821 den Familienfriedhof.

Friedhof im Tierpark Berlin: Begräbnisstätte der Familie von Treskow

Der kleine Friedhof diente also der Familie des Schlosses als private Begräbnisstätte. Insgesamt sind 23 Mitglieder der Adelsfamilie dort beerdigt. Außerdem seht ihr dort drei Gefallenendenkmäler für eingeheiratete Verwandte und einen Granitstein, der an die Gefallenen der Familie aus mehreren Kriegen erinnert. Der stand allerdings ursprünglich woanders und wurde erst bei der Restaurierung 2015 wiederentdeckt. Auch der kleine Pfad existiert erst seit dem Jahr und auf einer Gedenktafel könnt ihr euch ausführlich über den Ort und die hier bestatteten Personen informieren.

Elisabeth von Kotze

Eine weitere Überraschung war das Grab von Elisabeth von Kotze, eine geborene von Treskow, die ich ja schon durch die spannende Skandalgeschichte rund um das Jagdschloss Grunewald kannte. Nachdem dort 1891 wohl eine winterliche Swingerparty stattgefunden hatte, tauchten pikante Briefe in Adelskreisen auf – Beschuldigter war ihr Ehemann Leberecht von Kotze. Er wurde zwar nicht überführt, aber die Ehe hat die Affäre nicht überstanden, sodass Elisabeth hier alleine beigesetzt wurde.

Wie kommt ihr zum Friedhof im Tierpark Berlin?

Wenn euch unbekannte, versteckte Orte mit Geschichte faszinieren, dann macht euch beim nächsten Tierparkbesuch unbedingt auf die Suche nach der kleinen Sehenswürdigkeit . Nehmt dafür am besten den Eingang am Bärenschaufenster und biegt direkt hinter den Toiletten rechts ab, auch wenn sich dort keine Gehege befinden. Kurz bevor ihr am Ende des Waldweges zu den Brillen- und Eisbären kommt, geht links der kleine Pfad zum Friedhof im Tierpark Friedrichsfelde ab.

Wusstet ihr übrigens, dass Schloss Friedrichsfelde nach dem Zweiten Weltkrieg von Charlotte von Mahlsdorf vor dem Abriss bewahrt wurde? Charlotte hat außerdem das Gutshaus gerettet, in dem sie das Gründerzeitmuseum eröffnet hat.

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