Schloss Glienicke: UNESCO-Welterbe in Berlin
Im Urlaub stehen bei vielen Reisenden UNESCO-Welterbestätten ganz oben auf der Besichtigungsliste. Was für ein Glück, wenn man gleich mehrere davon in der eigenen Stadt hat. Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht alle Exemplare in Berlin besonders sehenswert finde. Den Siedlungen der Berliner Moderne können glaube ich nur ausgesprochen Architekturbegeisterte etwas abgewinnen. Ganz anders Schloss Glienicke, das mit seinem Park einfach nur entspannt und wunderschön ist. Den Eingang kurz vor der gleichnamigen Brücke nach Potsdam bewachen zwei goldene Mantikore.
Italien in Preußen
Einer Reise des Prinzen Carl von Preußen nach Italien ist es zu verdanken, dass ihr heute direkt an der Havel dieses Schmuckstück besuchen könnt, das wirklich vergessen lässt, dass man in einer halben Stunde mitten in Berlin sein kann. Als Carl nämlich 1823 zurückkehrte, war es so begeistert von der Antike und italienischen Villen, dass er direkt den Starbaumeister Karl Friedrich Schinkel damit beauftragte, ihm ein mediterranes Ensemble zu schaffen. Kaum durch das Eingangstor, könnt ihr das auf beiden Seiten des Weges auch direkt erkennen.
Das Schloss selbst entstand aus einem Vorgängerbau und mutet sehr mediterran an. Es verströmt zumindest bei strahlendem Sonnenschein direkt ein bisschen Urlaubsfeeling. Und Ruhe! Obwohl ich an einem wunderschönen Samstag hier bin, sind nur wenige andere Besucher*innen unterwegs.
Die Räumlichkeiten könnt ihr übrigens nur im Rahmen einer Führung besichtigen, allerdings könnt ihr kostenlos an der Kasse vorbei in den Hof mit seinem schattigen Laubengang gehen. Dort wurde an der Fassade die Antikensammlung des Prinzen angebracht. Die besteht aus unzähligen Fragmenten und an einigen Schildern könnt ihr sehen, von wo die Objekte „mitgebracht“ wurden. Wie genau man sich dieses „Mitbringen“ vorstellen soll, keine Ahnung. Jedenfalls stammen die Teile unter anderem aus Trier, Karthago und Troja.
Direkt an das Schloss schließt sich die Remise an, wo heute ein Restaurant untergebracht ist. Vor dem Tor erhebt sich Neptun mit seinem Dreizack über dem muschelförmigen Marmorbrunnen.
Wasserblicke am Casino
Fast noch schöner als das eigentliche Schloss Glienicke, finde ich das Casino. Vor allem deswegen, weil es über eine Aussicht aufs Wasser und rüber nach Potsdam verfügt. Aber auch die vielen begrünten und blühenden Laubengänge sind einfach wunderschön.
Park Glienicke
Der Park wurde übrigens vom Gartenkünstler Joseph Peter Lenné gestaltet und hält auch die ein oder andere versteckte Überraschung bereit. Diese moosbewachsenen, im Dickicht liegenden Skulpturen beispielsweise, die ich zufällig dank einer Führungsgruppe entdeckt habe.
Im Gegensatz zu den innerstädtischen Parks, deren Baumbestände im Zweiten Weltkrieg zum Heizen genutzt wurden, hat Glienicke übrigens bis zu 200 Jahre alte Bäume. Leider sind diese wohl dem Klimawandel teilweise nicht gewachsen und leiden die letzten Jahre stark unter zu viel Trockenheit. Teile des Parks müssen darum immer wieder gesperrt werden, weil Astabbrüche drohen. Auf den Wegen, die zu den verschiedenen kleineren Bauwerken wie der Großen Neugierde oder dem Stibadium leiten, müsst ihr euch darum aber keine Sorgen machen, die führen nicht unter Bäumen durch.
Rund um Schloss Glienicke
Wer nach dem schönen Spaziergang Lust auf mehr hat, dem stehen etliche Möglichkeiten offen. In etwa 20 Minuten könnt ihr von hier zum Schloss Babelsberg schlendern. Ein bisschen länger dauert der Marsch zur Pfaueninsel, dafür führt er komplett am Havelufer entlang mit Blick auf die Heilandskirche in Sacrow. Außerdem gelangt ihr über die Glienicker Brücke in den Neuen Garten in Potsdam, wo ihr unter anderem das geschichtsträchtige Schloss Cecilienhof bewundern könnt – die Orte im ehemaligen DD-Grenzsperrgebiet könnt ihr euch auch von Berlins Taiga bei einer spannenden Führung zeigen lassen.