
Lost-Place-Fototour im alten Gefängnis Köpenick
Auf der Suche nach spannenden Fotomotiven stehen Lost Places bei vielen weit oben auf der Liste. Allerdings darf man die meisten nicht betreten. Eine legale Möglichkeit in Berlin bieten go2know, die einige spannende Gebäude in und um die Hauptstadt als Fototouren im Programm haben. Ich war im alten Gefängnis Köpenick auf Motivjagd.

Kurze Geschichte des Lost Places
Mit dem Bau eines neuen Amtsgerichts samt Gefängnis wurde in Köpenick 1899 begonnen, fertiggestellt wurde der Komplex 1901. In die Geschichte ein gingen die Ereignisse, die sich 1933 hier abspielten. Die SA nutzte es, um dort Kommunisten, Juden und Andersdenkende zu misshandeln und zu ermorden. In einem Flügel des Gebäudes wird daran mit der Gedenkstätte zur sogenannten Köpenicker Blutwoche gedacht. In diesen Teil des ehemaligen Gefängnisses gelangt ihr bei der Tour allerdings nicht.

Auch zur Zeit der DDR wurden hier zunächst Männer und Jugendliche inhaftiert, später war hier eine Untersuchungshaftanstalt untergebracht. Ab 1964 wurde es dann vom DDR-Fernsehen als Schneiderei und Kostümfundus genutzt. Seit den 80er Jahren steht das Gemäuer weitgehend leer, allerdings wurde zu dieser Zeit schon mit dem Aufbau einer Gedenkstätte zur Blutwoche begonnen.
Was erwartet euch bei der Fototour?
Fototour klingt ein bisschen so, als würde man euch bei dem Termin herumführen, das ist allerdings nicht der Fall. Ihr dürft das Gefängnis mit einer kleinen Gruppe von Leuten betreten, bekommt einen Lageplan und schaut euch dann auf eigene Faust um. Da nur 10 Leute im Gebäude waren, verlief es sich ganz gut, sodass man nicht bei jedem Foto darauf warten musste, dass keine Fremden auf dem Bild waren. Wer schon mal beim Tag der offenen Tür im Spreepark war, weiß, dass nichts ein Lost-Place-Feeling mehr stört als Menschenmassen.


Besonders groß ist der Gefängnisflügel nicht, aber es ergeben sich durchaus einige lohnende Motive. Die Zellen mit Stuhl oder Pritsche, die Zellentüren mit ihren Spionen, historische Schilder und einiges mehr.


Ich war besonders begeistert, als die Sonne durch die verschmutzen Fenster fiel. Davon haben ich in etlichen Räumen Bilder gemacht. Insgesamt ist die Varianz unter den Motiven aber nicht riesig. Wobei ich auch keine Fotografin bin, Profis können da sicher noch einiges mehr rausholen.



In einer Zelle hat sich vielleicht während Corona jemand mit einem Graffiti an der Wand verewigt. Das Bild passt natürlich nicht nur zum Lockdown, sondern auch zum Ort. Meinetwegen hätte es gerne noch etwas mehr davon sein dürfen.

Ein paar weitere Motive bieten sich euch zudem im Keller, wo ihr teilweise eine Taschenlampe braucht. Das wird euch vorab aber auch mitgeteilt. Ich hatte es mir in den Gewölben unten unheimlicher vorgestellt, aber so richtig alleine war ich ja nicht, man begegnete sich durchaus immer mal.


go2know-Fototour – Fazit
Ich war nach einer Stunde wieder draußen und nicht die einzige. Zwar hätte ich 3 Stunden Zeit gehabt, aber die halte ich für die recht kleine Location nicht für nötig. Insofern fand ich den Preis von 49 Euro sehr hoch. Ich hätte es gut gefunden, wenn zu Beginn eine Führung mit dabei gewesen wäre, wo auch alte Fotos gezeigt oder ein paar Zeitzeugenberichte vorgelesen worden wären, falls vorhanden vielleicht auch als Audio abgespielt – das hätte einen intensiveren Eindruck von dem Ort vermittelt. Mit meinen Fotos bin ich aber durchaus zufrieden und ich will auch noch weitere Touren buchen. In Brandenburg gibt es einige, die wahrscheinlich weitaus spannender sind, beispielsweise die Heilstätte der Feintuchwerke, die Forster Feintuchwerke selbst oder die verbotene Stadt Wünsdorf.
Mehr über den Stadtteil erfährst du in meinem Beitrag „Köpenick: Schlossinsel und Hauptmann“.

