Schokoladen-Schallplatte
Lifestyle

Süße Musik: Schokoladen-Schallplatte made in Berlin

Vinylfans werden immer mehr – die runden Schreiben erleben schon seit Jahren einen gigantischen Boom. Es gibt sie aber auch aus einem ganz anderen Material: Schoki! Die Schokoladen-Schallplatte kommt aus dem Wedding, jede in liebevoller Handarbeit hergestellt bei Wohlfarth Schokolade. Chocolatier Christoph hat mir in seinem Laden ein bisschen mehr darüber erzählt.

Wohlfahrth Schokolade Berlin
Chocolatier Christoph Wohlfarth

Besuch in der Manufaktur

Sein Schoko-Geschäft in der Soldiner Straße 39 ist kleiner als ich erwartet hatte, allerdings steckt viel mehr darin als nur der Verkauf seiner Kreationen: durch eine Glasscheibe könnt ihr auch sehen, wo und wie die Leckereien hergestellt werden. Zwei seiner Mitarbeiterinnen sind gerade am Werk und gießen die Schokolade in Formen, die dann später in den Auslagen der kleinen Manufaktur landet.

Das ist schon ziemlich spannend, heute interessiert mich aber vor allem eins – die Schokoladen-Schallplatte. Die hat Christoph zwar nicht erfunden, er ist momentan allerdings wahrscheinlich der einzige in Deutschland, der sie produziert bzw. ständig mehrere Titel anbietet.

Christoph Wohlfarth

Der passionierte Chocolatier ist gelernter Bäcker und Konditor. Kein Wunder, denn in seiner Familie väterlicherseits reicht die Bäckertradition bis ins 16. Jahrhundert zurück. Er selbst lernte in Bremen, wo er neben fahrbaren Dessertbuffets auch riesige Torten und Schokoladenskulpturen fertigen durfte. Danach führte ihn sein Weg nach Berlin, wo er sich nach Stationen bei Kolja Kleeberg und In’t Veld Schokoladen im Jahr 2010 selbständig machte.

Schokoladen-Schallplatte von Wohlfarth
Christoph Wohlfarth vor seinem Laden

Für Schallplatten hat er übrigens keine persönliche Leidenschaft, für Musik allerdings schon. Knapp 1.500 CDs befinden sich in seiner Sammlung. Seine ersten Platten-Experimente machte er darum mit den Scheiben seiner Eltern.

Die Schokoladen-Schallplatte

Die Schoko-Musik steht momentan in einer Auswahl von 8 Liedern zur Verfügung, ab November könnt ihr zusätzlich noch 4 Weihnachts-Songs bekommen. Die Musikmischung erscheint recht wild – Beach Boys liebt er einfach total. Manche Lieder haben hingegen einen Bezug zu Schokolade, da darf natürlich der berühmte Klassiker von Trude Herr nicht fehlen: „Ich will keine Schokolade“. Den „Schokoladen-Eisverkäufer“ von Bill Ramsey hingegen kennt wohl niemand, die Platte hat sich leider als Flop erwiesen.

Schokoladen-Schallplatte
Den Schokoladeneis-Verkäufer kenn niemand

Außerdem gibt es Musik mit Berlinbezug. Die Comedian Harmonists und „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ in einer Version von Bully Buhlan – kannte ich bisher nur von Marlene Dietrich. Wichtig sei auch, dass die Lieder schon älter als 55 Jahre sind, damit es keine rechtlichen Probleme gibt.

Schokoladen-Schallplatte
Plattenauswahl

Neue Songs landen zwar auch auf Schokolade, allerdings sind das dann Sonderanfertigungen, oft für die Künstler selbst. Die Band „Deine Freunde“ ließ beispielsweise „Oma gibt mir Schokolade“ herstellen. Verwendet wird übrigens Bitterschokolade, weil die fester ist als Vollmilch. Eine Ausnahme wurde für Universal gemacht, die zum 50jährigen Jubiläum das „White Album“ der Beatles in weißer Schokolade bestellten.

Schokoladen-Schallplatte Beatles
Beatles auf weißer Schokolade

Aber funktioniert das denn wirklich? Laut Christoph kommen häufig Kund*innen ins Geschäft und glauben nicht, dass die Schokoladen-Schallplatten wirklich Musik abspielen. Darum steht im Laden ein Plattenspieler, wo man mal reinhören kann. Wichtig für das erfolgreiche Abspielen: ihr braucht einen Plattenspieler mit einem Gewicht am Tonabnehmer zum Einstellen. Eine ausführliche Anleitung findet ihr innen in der Verpackungsbox eures Tonträgers.

Wie entsteht eine Schokoladen-Schallplatte?

In sämtliche Geheimnisse will Christoph mich natürlich nicht einweihen. Wichtig sei aber erstmal eine gute Schallplatte als Vorlage. Die gibt er dann an seinen Formbauer, der ihm eine Form anfertigt. Diese wird dann auf etwas gelegt, das wie eine Etagere aussieht, die wiederum auf einem Kugellager steht. Beim Gießen wird das dann die ganze Zeit gedreht. Am Ende werden die Luftbläschen rausgeschüttelt, dann muss das Stück nur noch aushärten.

Schokoladen-Schallplatte
Form für eine Schokoladen-Schallplatte

Einige Tipps hat er direkt von Peter Lardong bekommen, der als Erfinder der Schoko-Platte gilt. Die Idee ist allerdings schon viel viel älter. Im Jahr 1903 brachte Stollwerk nämlich einen kleinen Phonographen als Kinderspielzeug auf den Markt, der damals schon Musik von Schokolade abspielte. Damals befanden sich aber keine Rillen auf der Süßigkeit, sondern auf deren Verpackung. Christoph sucht schon seit Jahren bei Ebay nach einem Exemplar, bisher ohne Erfolg. Immer wieder geistert ihm darum die Idee im Kopf herum, so ein kleines Abspielgerät selbst als Bausatz auf den Markt zu bringen.

Abspielen oder essen?

Für den dauerhaften Gebrauch sind die Schokoladen-Schallplatten natürlich nicht gedacht. Ihr könnt sie etwa 4 bis 8x abspielen. Danach lasst ihr sie euch schmecken – macht halt am besten die Nadel und den Plattenspieler ein bisschen sauber vorm Anhören 🙂 Ein großer Hörgenuss ist es vielleicht nicht, aber ein faszinierender Spaß:

Das Ganze ist etwas empfindlich – die Sprünge passierten, wenn jemand vorbeigelaufen ist. Allerdings ist das den alten wackeligen Dielen vor Ort geschuldet, normalerweise sollte das bei festem Grund nicht vorkommen. Es gibt dazu auch schon einige YouTube-Videos wie das von Dr. Dub oder – ganz süß – vom Berliner Techno-Projekt FJAAK, die ihre Platte live abspielen und aufessen (gleich innerhalb der ersten 3 Minuten des Videos).

Nachhaltigkeit ist für Christoph übrigens Teil seiner Philosophie. Alle seine Schokoladen sind bio-zertifiziert, er produziert auch bean to bar und verzichtet bei seinen Verpackungen auf Plastik. Mehr darüber erfahrt ihr auf Christophs Webseite. Dort könnt ihr die Schokoladen-Schallplatten und andere Kreationen (bei passenden Temperaturen) auch bestellen.

Der Artikel entstand ohne bezahlte Kooperation – es handelt sich um eine persönliche Empfehlung. Wollt ihr meine Arbeit unterstützen? Dann würde ich mich über einen Kaffee bei buymeacoffee sehr freuen.

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