Kultur & Geschichte

Die weiße Frau mag keine Hohenzollern

Damit ist sie im Moment natürlich nicht die einzige. Die Nachkommen der einstigen Herrscherfamilie würden gerne Teile der Geschichte ein bisschen umdeuten. Aber das ist ein anderes Thema. Immerhin muss man den Preußen-Royals zugute halten, dass sie Berlin eine gruselige urbane Legende beschert haben: die weiße Frau, die gleich mehrere historische Bauwerke in der Stadt heimsuchen soll.

Weiße Frau Berlin
Foto © Berlin Dungeon

Wie alles begann

Das erste Mal soll die weiße Frau am 1. Januar 1598 erschienen sein. Im Stadtschloss, der Hauptresidenz der Hohenzollern, soll sie den Markgraf von Brandenburg als Unheilsverkünderin heimgesucht haben. Eine Woche später war Johann Georg tot. Und dem wird nachgesagt, dass er die Mätresse seines Vaters Joachim II., eine Anna Sydow, getötet habe. Allerdings schon 20 Jahre vorher, aber gegen ein Versprechen, dass er seinem Vater gegeben hatte. Was genau er mit Anna gemacht hat, die seither als Hohenzollern-Hausgespenst wiederkehrt, ist allerdings nicht ganz klar. Starb sie in Gefangenschaft in der Zitadelle Spandau?

Die weiße Frau Berlin – Zitadelle Spandau
Zitadelle Spandau

In einem feuchten, dunklen Verlies unter dem Juliusturm soll Johann Georg sie eingesperrt haben, wo sie noch vier Jahre lebte. Die Haftbedingungen waren wohl mehr als grausam. Grund genug, um hier ab und zu umzugehen!

Die weiße Frau Berlin – Zitadelle Spandau
Juliusturm Zitadelle Spandau

Wenn ihr euch gruseln wollt, müsst ihr in dem Bauwerk aber nicht auf das Erscheinen der weißen Frau warten. Geht einfach in die Ausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“. Dort trefft ihr auf jede Menge weiße Männer, denen Gliedmaßen und Nasen fehlen und die euch teilweise von überall anstarren. Auch die beiden Hohenzollernfürsten stehen dort. Joachim II. ist wohl der Kopflose im rechten Bild.

Der zweite Saal war so unheimlich, dass ich lieber wieder zurückgegangen bin. Ich versuchte, den Security-Mitarbeiter auszuquetschen, ob es denn immer so leer sei und deutete an, dass die Statuen schon etwas gruselig seien. Er unterhielt sich eine Weile mit mir … ratter, ratter … irgendwann dämmerte es ihm und er grinste breit: „Achso, Sie haben Angst?!“ Ähem, najaaa, nicht wirklich. Netterweise begleitete er mich daraufhin durch die nächsten beiden Räume. Von wegen Servicewüste!

Eingemauert im Grunewald?

Ein weiterer Ort, um den sich Geschichten um Anna ranken, ist das Jagdschloss Grunewald. Dort soll sie von Johann Georg lebendig eingemauert worden sein. Vermutlich irgendwo hinter dem Wendelgang, der hinter einer schweren Tür mit Eisenbeschlägen liegt. Öffentlich zugänglich ist der allerdings nicht.

Die weiße Frau Berlin – Jagdschloss Grunewald
Zugang zum Wendelgang

Ihr Martyrium wäre hier zumindest etwas kürzer gewesen als in der Zitadelle. Dennoch ein Schicksal, das einen zum Rachegeist werden lassen kann. Das Jagdschloss aus der Mitte des 16. Jahrhunderts hat aber auch so bewegte Zeiten gesehen. Unvergessen sind jedenfalls die dortigen Ereignisse, die in die Kotze-Affäre mündeten!

Die weiße Frau im Berliner Schloss

Die weiße Frau Berlin – Stadtschloss
Berliner Stadtschloss

Besonders oft wurde der Geist von Anna wohl im Berliner Schloss gesichtet. Mindestens neun Adligen soll sie dort im Lauf der Jahrhunderte ihr baldiges Ableben als Todesengel angekündigt haben. Zuletzt König Friedrich III. im Jahr 1888. Ihre letzte Sichtung war wohl je nach Überlieferung 1940 oder sogar am 31. Januar 1945 – wenige Jahre bzw. 3 Tage später war das Bauwerk dann Geschichte. Bis vor ein paar Jahren. Nun steht es ja wieder und gehört derzeit zu den wohl am meisten verhassten Gebäuden in Berlin. Fraglich, ob die weiße Frau in den neuen alten Prachtbau zurückkehren wird, da dort ja nun keine Adligen mehr hausen.

Die Legende lebt

Klar, dass so ein Stadtgespenst auch Einzug in einige Erlebnisattraktionen der Hauptstadt gefunden hat. Nicht wirklich angsteinflößend könnt ihr das Gespenst im Little BIG City am Fuß des Fernsehturmes per Knopfdruck rufen. Dann erschreckt die white lady für euch einen Hohenzollern in seinem Schlafgemach!

Wirklich gruselig wird es aber im Berlin Dungeon. Die Zeitreise durch die dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte hat mich beim ersten Besuch schon echt fertig gemacht. Da ihr nun wisst, dass ich mich an Statuen vorbei eskortieren lasse, sagt das vielleicht nicht viel aus. Aber ich hab dort schon erlebt, wie eine Mutter mit ihren zwei Teenagersöhnen schreiend rückwärts von einem Hohenzollernsarg gekippt ist. Eventuell hatte die weiße Frau etwas damit zu tun … wer traut sich jetzt noch?

Noch mehr Grusel & Spuk in Berlin

Natürlich ist die weiße Frau längst nicht die einzige Geistergeschichte Berlins. Auf dem Selbstmörderfriedhof im Grunewald sollen die Seelen der Unglücklichen noch heute nachts umgehen. Und in der Ruine der Franziskaner-Klosterkirche in Mitte treibt ein Pater Roderich sein Unwesen. Von dem erfahrt ihr ebenfalls mehr im Berlin Dungeon.

Die Pfaueninsel und Schloss Köpenick sind weitere Orte, wo es bei uns spuken soll. Wer Spaß an Schauergeschichten hat, der kann an einer dieser Gruselführungen teilnehmen. Die sind insgesamt aber eher amüsant als wirklich angsteinflößend. Und wenn ich das sage …

(Der Text enthält keine bezahlte Werbung und ist ohne Kooperationen entstanden. Mir wurde lediglich das Foto der weißen Frau vom Berlin Dungeon zur Verfügung gestellt)

7 Comments

  • Nele

    Lachen und gruseln zur gleichen Zeit! Besser geht’s nicht! Hier gibt es echt immer Anregungen und Infos die man nicht an jeder Ecke bekommt. Halloween kann dagegen einpacken…

  • Jenny

    Eine wirklich spannend gruselige Geschichte. Werde das nächste Mal, wenn ich auf der Stammburg der Hohenzollern (Burg Hohenzollern) im Schwoabeländle bin, die Augen nach der weißen Frau offen halten. Vielleicht macht sie dort ja hin und wieder Urlaub?

  • Werner

    Die kommt echt rum, die Gute! Komme oft nach Bayreuth; weißt du, wo sie da zu finden ist? Vielleicht in der Eremitage oder im Opernhaus? Werde ihr Grüße von Berlin ausrichten, vielleicht ist sie mir dann wohlgesonnen :). Die Plassenburg in Kulmbach hab ich erst letzten August bestiegen, war aber nicht in den Räumen drin. Und in den weitläufigen Hof traut sich die Lady wohl nicht, zumindest nicht am Tag, denke ich.

    Ähm … Es gibt einen Selbstmörderfriedhof im Grunewald?? Nö oder? Wann wurde da zuletzt einer beerdigt? Im Mittelalter?

  • Werner

    Echt spannend die Story obigen Links: Selbstmörder planten ihr Ende praktischerweise oft direkt am Grunewaldfriedhof … Und die Story der Nico kannte ich auch noch nicht. Echt tragisch. Und wenn man die Namen der Musikgrößen liest, denen sie damals den Kopf verdreht hat … Folgerichtig war auch ihr Lebensfazit: „Ich bereue nichts, außer kein Mann zu sein …“

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