
Das Wenckebach-Klinikum oder „Die Spreewaldklinik“
In den letzten Wochen fehlt es mir an Zeit, Energie und vor allem Lust aufs Schreiben. Mehrere Stunden pro Tag verbringe ich zu Besuch im Hospiz des Wenckebach-Klinikums in Tempelhof. Mir gefallen die Gebäude und es ist dort wunderbar grün und still. Also wollte ich aus der Not eine Tugend machen und euch ein bisschen was über seine Geschichte erzählen. Aber Berlin ist ja immer für Überraschungen gut – just an dem Tag, als ich eine Fototour machen wollte, hatte ein Filmteam das Krankenhaus in ein Set für die Serie „Die Spreewaldklinik“ verwandelt.

Wenckebach-Klinikum: kurze Geschichte
Das Wenckebach-Klinikum entstand zwischen den Jahren 1875 und 1878 im Pavillonstil, der im späten 19. Jahrhundert bei Krankenhäusern in Mode war. Patient*innen sollten in kleinen Gruppen therapiert werden und das in grüner Umgebung. Einer der beiden Architekten war übrigens Martin Gropius, dessen Name in Berlin wahrscheinlich vielen ein Begriff ist.




Zur Zeit seiner Erbauung hieß das heutige Wenckebach-Klinikum „Königliches Garnisonslazarett II“, während der Weimarer Republik und in den 1930er Jahren diente es als Standortlazarett der medizinischen Versorgung von Militärangehörigen. Im Zweiten Weltkrieg hatte es als Reservelazarett zeitweise über 800 Betten. Schon 1945 eröffnete es nach der Eroberung Berlins als städtisches Krankenhaus Tempelhof. Seinen heutigen Namen erhielt es 1951 – es wurde nach dem niederländischen Arzt Karel Frederik Wenckebach benannt. Von diesem findet ihr auf dem Gelände auch eine Büste, zudem erinnert die Straße vor dem Klinikum an den Internisten.


„Die Spreewaldklinik“ – Drehort in Berlin
Als ich auf das Filmteam zulief und mir klar wurde, dass hier gerade gedreht wird, dachte ich zuerst: „Na schönen Dank auch!“, denn normalerweise sind hier fast keine Menschen unterwegs. Als ich dann gecheckt hab, dass die da gerade eine Szene für „Die Spreewaldklinik“ drehen, fand ich es dann aber ziemlich witzig und irgendwie passend für meinen Text. Wobei ich zugeben muss, dass ich die Serie gar nicht kenne.

Und der Clou: Zumindest bei meiner kurzen Recherche fand ich nirgends die Info, dass „Die Spreewaldklinik“ im Wenckebach-Klinikum gedreht wird. War in der ersten Staffel wohl auch noch nicht so, denn da diente die echte Spreewaldklinik als Kulisse. Dort werden auch weiterhin die Außenaufnahmen gedreht, Innenaufnahmen hingegen werden bei Staffel 2 in einem „stillgelegten Krankenhaus in Berlin“ gefilmt (so formulierte es jedenfalls die MAZ). Das klingt sehr geheimnisvoll nach Lost Place – davon kann aber keine Rede sein. Zwar wurden die Notaufnahme und andere Abteilungen wegen Sparmaßnahmen geschlossen, das Krankenhaus ist aber nicht komplett stillgelegt. Es gibt die Psychiatrie, die Geriatrie und eben das Hospiz.



Ich hab mich dann einfach da ein bisschen auf eine Bank gesetzt und zugesehen, wie Karsten Speck alias Dr. Wemuth zwischendurch immer mal frisiert und geschminkt wurde. (Ihr seht ihn auf dem rechten Bild unten, der mit der blau-weißen Tasche. Ich hätte ihn übrigens niemals erkannt, der sah doch mal anders aus!) Ein bisschen argwöhnisch beäugt wurde ich beim Rumlungern allerdings gelegentlich. Als sie dann mit drehen anfingen, wedelte mir dann auch jemand entgegen und signalisierte, dass ich nicht filmen oder fotografieren soll. Naaa gut. Irgendwann war es auch nicht mehr so furchtbar spannend und ich trollte mich.


Kleine Oase in Berlin
Wie gesagt, normalerweise ist rund um das Wenckebach-Klinikum absolut nichts los und ein kleiner Spaziergang ist hier wirklich schön. Wenn die Sonne scheint, erstrahlen die historischen Gebäude in einem wunderschönen roten Glanz und das Vogelgezwitscher lässt einen zur Ruhe kommen. Manchmal rennen Eichhörnchen über die Wiese und an anderen Tagen wird eben „Die Spreewaldklinik“ gedreht. Falls ihr mal in der Gegend seid, dann dreht doch eine kurze Runde durch den Park.
Wann seid ihr in Berlin das letzte Mal zufällig an Dreharbeiten vorbeigekommen? Oder besucht ihr gerne Drehorte? Dann lest doch auch meinen Artikel: „Marzahn Mon Amour“ – Drehorte.

