
Wie geht eigentlich Me-Time in Berlin?
Seit fast einem Jahr schlummerte der Gutschein vom Hotel am Steinplatz in meiner Schublade. Doppelzimmer für zwei mit Frühstück – das wollte ich für eine ganz besondere Gelegenheit aufsparen. Nur fiel die nicht vom Himmel. Kurz vor seinem Verfallsdatum beschloss ich dann, ihn einfach alleine für eine Me-Time in Berlin zu nutzen. Ohne Partner, ohne Kinder, ohne Haushalt, ohne Arbeit – aber was macht man dann? Was einfach klingt, ist es am Ende gar nicht!
Allein im Hotel …
Ob ich eine gute Anreise hatte, fragt die freundliche Frau an der Rezeption. „Joa, ich komm aus Friedrichshain“, sage ich etwas verlegen. Ob ich etwas Schönes geplant hätte? „Hmmm, nö, ich bummel nachher vielleicht ein bisschen über den Ku’damm“. Warum fühlt es sich komisch an, wenn man keinen konkreten Plan verfolgt? Ist doch eigentlich egal! Im Zimmer schmeisse ich mich erstmal auf das riesige Bett.

Ich versuche zu schlafen. Aber es will irgendwie nicht klappen, obwohl meine Familie immer sagt, Powernapping sei meine geheime Superkraft. Zuhause kann ich das tatsächlich gut, aber hier – es ist doch Me-Time, soll ich die wirklich verschlafen? Also mache ich einen Kaffee und lese. Aber selbst das ist zuerst schwierig, ständig greife ich nach dem dummen Handy und daddel rum. Dabei hat das Buch eigentlich alles, was mich interessiert: 20er-Jahre, Krimi, Berlin, Filmgeschichte … irgendwann gelingt es mir, mich festzulesen. Ein Erfolg.

Rumbummeln
Dann mach ich mich auf zum Ku’damm. Und ich hab jetzt tatsächlich einen Plan. Den History Walk ablaufen, für den ich vor etwa einem halben Jahr Werbung gesehen hab. Leider heißt es genau wie damals: „coming soon“. Menno, aber darüber urteile ich lieber nicht. Bin selbst selten die Schnellste.


Naja, dann lauf ich eben planlos rum. Ich stehe vor dem M&M-Laden und frage mich, ob ich mir das mal ansehe, auch wenn das irgendwie Arbeit wäre, weil ich das vielleicht in meinen Text über Süßigkeitenläden in Berlin packen will. Egal, ich gehe rein. Boah! Die blasen da hinter der Tür Luft auf einen, die nach heißen Brownies duftet. Das ist ja eine fiese Masche. UNFAIR! Ich bleibe stark und kaufe trotzdem nichts, obwohl die riesige Abfüllstation schon echt cool aussieht. Ansonsten gibt es vor allem Merch. Der reizt mich so gar nicht.


Jetzt hab ich Hunger. Eigentlich sollte man sich am Me-Time-Tag was Feines in einem Restaurant gönnen, aber das ist für mich wie alleine ins Kino gehen. Irgendwie befremdlich, unangenehm, gefühlt ein bisschen armselig. Nur, dass es im Kino dunkel ist, das geht dann schon. Ich hol mir also einen Falafel-Dürüm, esse erst beim Laufen, dann auf einer Bank und frage mich dabei, inwiefern das nun besser ist, als sich einfach in ein Lokal zu setzen? Ich bin froh, als ich wieder an dem geschichtsträchtigen Hotel ankomme.


Das Ende der Me-Time
Im Zimmer ringe ich mit mir. Soll ich in die Sauna gehen? Aber ich bin echt zu faul, stelle mich unter die Regendusche und lese dann weiter. Beim Einschlafen freue ich mich riesig, denn es gibt tatsächlich bis 13 Uhr Frühstück. Einfach mal Ausschlafen! Genial. Und die Decke ist der Hammer. Nur: Als ich aufwache ist es 7 Uhr. Och nö! Das sehe ich einfach nicht ein. Ich drehe mich immer wieder um, bis ich um 9 Uhr aufgebe. Ich mache einen Kaffee, lese und gehe dann schon um 10 Uhr zum Frühstück. Super lecker, aber alleine halt auch langweilig. Ich fahre heim, dort läuft gerade ein YouTube-Video von LaserLuca und SelfieSandra. Nicht so meins, aber ich lege mich trotzdem dazu und muss leider am lautesten über die ganzen infantilen IKEA-Namenswitze lachen. Zusammen ist einfach alles besser. Me-Time? Nett, aber überschätzt. Oder hab ich was falsch gemacht? Freue mich auf eure Tipps wie es besser geht 🙂

