
Kinderführung in Berlin: Das Konzerthaus entdecken
In letzter Zeit scheinen immersive Erlebnisse, Bällebäder und Selfiemuseen die Top-Adressen für Familien mit Kindern in Berlin zu sein. Man kann da durchaus viel Spaß haben und lustige Fotos machen, aber ich wollte auch mal wieder was anderes erleben. Gemeinsam die Stadt entdecken und Kultur, auch wenn man damit als Eltern weniger Begeisterungsstürme auslöst als mit Trampolinen und Luftballons. Eine schöne Möglichkeit ist eine Kinderführung in Berlin. Wir waren bei der Familienführung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

Kleine Geschichte des Ortes
Die Tour startete mit einer kleinen historischen Einführung, die die Kinder, die vermutlich alle zwischen 6 und 10 Jahre alt waren, nicht überfordert hat. Wo sind wir eigentlich gerade, wann wurde das Haus gebaut, warum und wie oft wurde es zerstört? Wenige Jahreszahlen, dafür untermalt mit alten Bildern und nicht als Vortrag, sondern immer unter Einbeziehung der Kids. Den Namen Karl Friedrich Schinkel mal gehört zu haben, schadet definitiv nicht.

Im Foyer durften die jungen Gäste noch hinter die Vorhänge der Garderobe und für die Großen, die eindeutig in der Überzahl waren, die Jacken und Taschen aufhängen.


Ein Haus – fünf Säle
Zuerst ging es durch die drei kleineren Säle, benannt nach Werner Otto, Ludwig van Beethoven und Carl Maria von Weber. Wofür waren diese berühmt und was haben sie mit dem Konzerthaus zu tun? Solche Fragen wurden dabei beantwortet. Beispielsweise wurde Beethovens 9. Sinfonie hier uraufgeführt – Klassikfans wissen sowas vielleicht, mir war es nicht bekannt. Weiter führte die Tour in den Kleinen Saal, der ganz in Rosa, Grüntönen und Silber ganz nach meinem Geschmack war. Hier bekamen wir lustige Anekdoten über die kreative Art der Materialbeschaffung in der DDR zur Zeit des Wiederaufbaus zwischen 1976 und 1984 erzählt.




Wir erfuhren noch was über die Erfindung des Orchestergrabens, dann durften alle auf und hinter die Bühne. Über verschlungene Wege, die Besucher*innen sonst nie zu sehen bekommen, gelangten wir in den imposanten Großen Saal, den wir uns zuerst von oben ansahen.


Wie viele Menschen haben hier Platz, wie viele Orgelpfeifen hat die Orgel und warum kann man die Kronleuchter 17 Meter tief herunterlassen? Alles Infos mit denen Kinder etwas anfangen können.


Familienführung im Konzerthaus – Fazit
Ich fand die Führung richtig super. Wir haben viel gesehen und obwohl alles kindgerecht gemacht war, konnte auch ich viel Neues mitnehmen. Okay, von meiner Tochter hab ich keinen Applaus bekommen für meine Wahl, aber sie war auch nicht sauer auf mich 🙂 Natürlich kann man es sich leichter machen und interaktive Action anbieten, aber ich finde, nicht alles, was man mit Kindern unternimmt, braucht einen krassen Spaßfaktor. Und wer weiß, vielleicht sitzt meine Tochter in 20 Jahren hier in einem Konzert und kann stolz erzählen, dass sie als Kind schon mal auf und hinter der Bühne stand.
Auf der Seite des Konzerthauses findet ihr die nächsten Termine der Kinderführung in Berlin, die 3 Euro pro Person kostet. Plant aber deutlich mehr Zeit ein als die dort angegebenen 50 Minuten – bei uns waren es etwa 90 Minuten. Ihr sucht mehr familientaugliche Kultur? Auch Park und Schloss Charlottenburg bieten einiges oder fahrt doch mal nach Potsdam zur Kinderführung im Marmorpalais.

