
Max Reinhardt & das Deutsche Theater
Wer sich in Berlin mit Theatergeschichte beschäftigt, stößt unweigerlich immer wieder auf einen Namen: Max Reinhardt. Der österreichische Schauspieler, Intendant und Regisseur gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten im deutschsprachigen Kulturleben des frühen 20. Jahrhunderts. Karla Mäder, leitende Dramaturgin des Deutschen Theaters, gibt euch bei Führungen einen tollen Einblick in sein Leben und Schaffen.

Wer war Max Reinhardt?
Die Führung startete vor dem Deutschen Theater an der Büste von Max Reinhardt, der 1873 als Maximilian Goldmann in Niederösterreich geboren wurde. 1895 wurde er am Deutschen Theater Ensemblemitglied. Das Theater war bereits 1850 eröffnet worden, damals aber unter anderem Namen. Nur 10 Jahre später übernahm er dessen Direktion und gründete eine Schauspielschule.



Reinhardt war aber nicht nur Künstler, er war auch ein ausgesprochen guter Geschäftsmann, der eine Banklehre absolviert hatte – 1906 kaufte er das Deutsche Theater sowie das Nachbargrundstück mit einem Ballsaal. Diesen ließ er zu den Kammerspielen umbauen.



In die werft ihr während der Tour auch einen Blick vor und hinter die Kulissen – allerdings nicht im Original erhalten. Dort ließ Reinhardt regelmäßig Stücke des schwedischen Dramatikers Strindberg aufführen. Zu diesem hat Mäder noch einiges mehr erzählt, während wir im Zuschauerraum saßen. Ich liebe ja so Momente, wo jemand sagt „Wissen Sie ja sicher alle“ und alle (inklusive man selbst) nicken schlau und man sich fragt, wer denn sowas bitte weiß?!



Deutsches Theater hinter den Kulissen
Natürlich waren wir auf der Tour auch im Deutschen Theater selbst. Allerdings eher kurz, denn dort war schon richtig was los: Techniker*innen, Schauspieler*innen und wer sonst noch alles an so einer Aufführung beteiligt ist, wuselten wild umher. Direkt nach unserer Führung stand nämlich eine Premiere auf dem Programm. Wie immer bei Theaterführungen war der Blick von der Bühne in den Zuschauerraum wahnsinnig beeindruckend.


Dann ging es auch noch unter die Bühne, wo ihr die Drehbühne und ihre Technik bewundern könnt. Da dieser Raum schon mal als Teil einer Inszenierung genutzt wurde, sieht es hier eher ungewöhnlich aus.

Max-Reinhardt-Führung
Am Ende hörten wir im sogenannten Reinhardt-Zimmer noch etliche Geschichten aus dem Leben des großen Theatermachers. Man nimmt an, dass es sich bei dem Raum um das ehemalige Büro Reinhardts handelt, sicher belegt ist das aber nicht.

Der Sohn eines jüdischen Kaufmannes verließ Deutschland 1933 und ging nach Österreich. Die Nazis hatten ihm zuvor eine „Ehren-Arierschaft“ angeboten, die er empört ausschlug. 1937 emigrierte er in die USA, wo er 1943 verstarb. Das und viel viel mehr könnt ihr auf der Führung erfahren. Für mich hat sie sich mal wieder richtig gelohnt! Ich war ja schon bei vielen Theaterführungen, dass es hier nicht nur um die Bühne selbst, sondern auch um einen großen Namen aus der Stadtgeschichte ging, fand ich besonders toll. Ähnlich wie bei der Tour durch das Berliner Ensemble, wo ihr Spannendes über Brecht und Weigel erfahrt. Im Moment gibt es keine neuen Führungen im Deutschen Theater angesetzt, aber jetzt steht ja auch erstmal die Sommerpause an. Falls es danach wieder Termine gibt, lass ich es euch wissen. Ich selbst will nämlich auch noch zur Nachtführung durchs DT gehen.


