Kultur & Geschichte

Nachtführung durch die Staatsoper Unter den Linden

Auf der Suche nach spannenden, ungewöhnlichen Führungen, hab ich mal wieder eine tolle Entdeckung gemacht: Eine Nachtführung durch eines der prächtigsten Bauwerke der Stadt. Die Staatsoper Unter den Linden bietet von den 3 Hauptstadtopern architektonisch und stilistisch auf jeden Fall am meisten davon, was man klassischerweise erwartet: Pomp, Gold, Prunk und Samt. Werft mit mir einen Blick hinter die Kulissen …

Die Staatsoper Unter den Linden beleuchtet bei Nacht.
Die Staatsoper bei Nacht

Nach(t)führung: Treffpunkt Foyer

In der Staatsoper Unter den Linden wurde am Tag der Führung „Tosca“ von Giacomo Puccini aufgeführt und etlichen Teilnehmer*innen sah man an, dass sie in der Vorstellung waren. Da fühlte ich mich direkt ein bisschen underdressed, denn anders als in vielen Theatern der Hauptstadt, macht man sich für dieses besondere Ambiente noch so richtig schick! Wie wir erfuhren, war es der ursprüngliche Gedanke, eine Nach-Führung anzubieten, damit Opernbesucher*innen danach noch etwas über das Haus erfahren können. Die Sache habe sich nach und nach aber verselbständigt und so wurde daraus eine Nachtführung, an der auch viele andere Gäste teilnehmen.

Die Nach(t)führungen sind heiß begehrt

Knobelsdorff und Apollosaal

An der Büste des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff bekamen wir einen ersten geschichtlichen Überblick über das Haus, dessen Gründung Friedrich der Große 1741 veranlasste. In nur 2 Jahren Bauzeit entstand das prächtige Bauwerk im Stil des Friderizianischen Rokoko, das bis 1918 Spielstätte der Königlichen Oper war.

Büste des Architekten von Knobelsdorff

Im Lauf der Geschichte wurde das Bauwerk zweimal vollständig zerstört: bei einem Brand im Jahr 1843 sowie im Zweiten Weltkrieg. Von 1951 bis 1955 wurde es wieder aufgebaut, allerdings nicht im modernen Stil, sondern unter Wahrung der Architektur Knobelsdorffs. Seither wurde das Haus bereits zweifach saniert und erstrahlt seit der Wiedereröffnung 2017 in seinem alten Glanz, der euch hier wirklich auf Schritt und Tritt begleitet.

Weiter ging die nächtliche Tour in den Apollosaal, in dem kleinere Veranstaltungen stattfinden oder vor Opernaufführungen Interessierte eine Werkseinführung erhalten.

Staatsoper Unter den Linden: Apollosaal
Apollosaal in der Staatsoper

Theatersaal in der Staatsoper Unter den Linden

Danach ging es weiter in den Theatersaal, der mich echt umgehauen hat – ich war auch tatsächlich noch nie hier. Ich war so fasziniert, ich befürchte, dass so gut wie keine Infos hängengeblieben sind. Akustik, Umbauten, Orchestergraben … ufff. Merken konnte ich mir nur, dass der Eiserne Vorhang vor jeder Vorstellung von 3 Feuerwehrleuten getestet wird, die auch während der Vorstellung vor Ort sind. Eingeführt wurden die Eisernen Vorhänge nach einem Brand im Wiener Ringtheater 1881, bei dem mindestens 384 Menschen starben.

Staatsoper Unter den Linden: Theatersaal
Der Theatersaal der Staatsoper

Bühne und Kulissen

Und dann ging es in den Teil des Hauses, der ansonsten nicht für Besucher*innen zugänglich ist. Erstmal durften wir auf die Bühne und erfuhren allerhand über die Möglichkeiten, die sie für die Inszenierungen bietet. Sie kann wohl 8 Meter nach oben gefahren werden und anderes. Aber auch hier blieb vor allem eine Nebeninfo hängen: Da die Garderoben für manche schnellen Kostümwechsel zu weit weg sind, werden den Darsteller*innen manchmal direkt neben der Bühne hinter einem Paravent die Klamotten runtergerissen.

Staatsoper Unter den Linden: Bühne
Ich auf den Brettern, die …
Für den schnellen Kostümwechsel

Von den Tosca-Kulissen war unser Tourguide nicht so begeistert, aber das würden die fantastischen Sänger*innen alles wett machen. Er hatte ohnehin zu einigem seine ganz eigene Meinung, das war echt witzig! Weiter führte er uns dann in die Hallen, wo weitere Kulissen gelagert werden. Wie könnte es anders sein – es standen dort vor allem Zauberflöte-Bühnenbilder.

Staatsoper Unter den Linden: Kulissen
Kulissen für Mozarts Zauberflöte

Da „links“ und „rechts“ ja immer so eine Sache ist, nutzt man in der Staatsoper Unter den Linden übrigens die Anweisungen „Berlin“ und „Charlottenburg“. Wenn man also von Berlin nach Charlottenburg gehen soll, dann ist immer klar, wohin man gehen muss, nichts mit: äh, mein Charlottenburg oder dein Charlottenburg? Weiter brachte man uns dann noch zu einer Probebühne von der andere Häuser wohl nur träumen können und ins Intendanzgebäude, wo uns der Guide wieder in die Nacht entließ. Nicht, ohne uns vorher die öffentliche Kantine Staatsoper nicht zu empfehlen, hihi. Es war herrlich!

Führung durch die Staatsoper? Unbedingt!

Ich habe in letzter Zeit ja viele solcher Führungen mitgemacht, war im Schillertheater, in der Deutschen Oper und im Renaissance-Theater, aber das war auf jeden Fall ein Highlight. Zum einen vielleicht, weil ich im Gegensatz zu den anderen Häusern noch nie drin war. Aber auch, dass die Führung nachts war fand ich cool, auch wenn es drinnen kaum einen Unterschied macht, ob es draußen hell oder dunkel ist. Nicht zuletzt gab es einiges zu lachen.

Es gibt viele Termine, Karten könnt ihr (glaube ich) auch noch halbwegs kurzfristig bekommen. Die normalen Führungen kosten 15 Euro, die Nachtführungen 12 Euro. Hier könnt ihr die Termine einsehen und buchen, es lohnt sich. (Es handelt sich um eine persönliche Empfehlung, ich verdiene daran nichts und hab auch mein eigenes Ticket selbst bezahlt.)

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