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„Marzahn Mon Amour“ – Drehorte

Eigentlich wollte ich nur gaaanz kurz beim Frühstück ein bisschen gucken … ich checkte die ARD Mediathek und fand „Marzahn Mon Amour“. Nagelneu, es geht um Berlin, mit Jördis Triebel – ok, mal sehen. Keine fünf Minuten später hatte mich die Serie gecatcht. Warum? Weil ich mich in der Protagonistin Kathi ein bisschen wiedererkannt habe. Drei Stunden später waren die sechs Folgen der Miniserie vorbei und ich hatte mir vorgenommen, nach Marzahn zu fahren, das ich normalerweise nur für die „Gärten der Welt“ ansteuere.

Auf dem Weg nach Marzahn

Gedacht – getan. Ich setzte mich in die S-Bahn, die ab Ostkreuz nur 14 Minuten braucht, um einen in einer anderen Welt abzusetzen. Schon mehrere Stationen vorher ragen sie in die Höhe, die Plattenbauten der DDR, die für jemanden aus der westdeutschen Provinz fast ein Synonym für Tristesse sind (aus meiner heutigen Sicht trifft das aber eher auf den Ort meiner Kindheit zu). Gleich der S-Bahnhof Marzahn ist übrigens einer der Drehorte.

Marzahn Mon Amour Drehort
„Reisende soll man nich uffhalten“

Was nach wenigen Gehminuten direkt auffällt: Die anfängliche Beschreibung in der Serie stimmt. Die Gehwege sind intakt, haben abgesenkte Bordsteinkanten und „alles, was Räder hat, kommt bestens voran und ans Ziel“. Kann man von der Innenstadt nicht unbedingt behaupten.

Kathi Grabowski

Hauptperson in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Katja Oskamp ist Kathi (Jördis Triebel): „Ich war 44 Jahre alt, mein Kind fast erwachsen, mein Mann abgehauen. Die Schreiberei, mit der ich meine Zeit bisher verbrachte – mehr als fragwürdig. Ich trug etwas Bitteres vor mir her und machte damit die Unsichtbarkeit, die Frauen jenseits der 40 befällt, vollkommen“. Fühlte sich aus mehreren Gründen vertraut an. Während ich gerade nach einer Trennung meine Selbständigkeit aufgebe und eine feste Stelle als Redakteurin suche, ging Kathi einen radikaleren Schritt und heuerte als Fußpflegerin in der „Beauty Oase Marzahn“ an. Die gibt es allerdings nicht wirklich. Aber der Salon an der Marzahner Promenade, der letztes Jahr im Sommer als Kulisse diente, war wohl sehr realistisch. Jedenfalls hätten Leute angerufen, um einen Termin zu vereinbaren. Vor Ort sieht man an mehreren Stellen diese Klinkeroptik aus der Serie. In welcher Hausnummer genau gedreht wurde, weiß ich leider nicht, aber vielleicht neben der WingTsun Kampfkunstschule in der 46.

Sieht vertraut aus, aber ist wohl eine andere Stelle.

Das Beautysalon-Trio Kathi, Lulu (Deborah Kaufmann) und Jenny (Yvonne Yung Hee Bormann) sieht man außerdem auch oft hinter dem Salon an einem Zaun bei der Zigarettenpause. Wer hinter den Häusern entlang läuft, entdeckt etliche Stellen, die als Drehort genutzt worden sein könnten.

Vielleicht hat das Trio hier geraucht

Weitere Drehorte von „Marzahn Mon Amour“

Neben dem Salon, wo sich die meisten Szenen von „Marzahn Mon Amour“ abspielen, und Kathis Wohnung in einer Platte, seht ihr allerlei Orte rund um die Marzahner Promenade, an der erstaunlich wenig los war. Auffallend sauber war es obendrein.

Marzahn Mon Amour Drehort
Marzahn Mon Amour Drehort
Entlang der Marzahner Promenade

Außerdem taucht das Eastgate, die Shopping Mall direkt am S-Bahnhof, mehrfach im Bild auf. Die sieht von innen übrigens viel ansprechender aus als von außen. Und es ging dort sehr entspannt und freundlich zu.

Eastgate

Was mir noch aus einigen Szenen bekannt vorkam, waren der Eingang eines asiatischen Restaurants und diese orangefarbenen Sitzbänke:

Was macht „Marzahn Mon Amour“ besonders?

Dass ich mich in meiner momentanen Situation in Kathi wiedererkannt habe, ist eine Sache. (Sollte ich demnächst eine bezahlbare Wohnung finden, dann will ich unbedingt tanzen wie sie!) Die Serie hat mich aber auch sonst überzeugt. Komplett unaufgeregt und menschlich erzählt sie neben der Rahmenhandlung in jeder Folge von einem Schicksal. Es sind die Kundinnen und Kunden bei der Fußpflege, die hier zu Wort kommen. Alte Menschen, die noch zu DDR-Zeiten hierher gezogen waren und alle auf die eine oder andere Art ihr Päckchen tragen. Obwohl die Geschichten ihre Tragik haben, steckt auch Optimismus in ihnen. Oder um es mit einem Zitat aus der Serie zu sagen: „Is dit Wetter noch so trübe – immer hoch die alte Rübe!

Was ist eigentlich trist?

Als ich vom Ostkreuz nach Hause lief – vorbei an Baustellen, Lärm, Glasscherben und anderem Dreck – fragte ich mich, was eigentlich trister ist? Auf den ersten Blick definitiv die vermüllte Innenstadt. Das Leben in diesen Plattenbausiedlungen ist vielleicht besser, als ich mir das immer vorgestellt habe. Habt ihr die Serie gesehen? Wie fandet ihr sie? Und wann wart ihr das letzte mal in Marzahn? Gefällt es euch dort? Über ein paar Meinungen würde ich mich sehr freuen – hinterlasst gerne einen Kommentar.

Ihr interessiert euch für Drehorte? Dann lest doch auch meinen Artikel bei kino.de über die Drehorte von „Achtsam Morden“ oder schaut in meinen Blogartikel „Rothaarige in Berlinfilmen: Lola, Cleo und Undine“.

4 Comments

  • Bettina Schnuir

    Bin Jahrgang 1970 und im nördlichen Bayern aufgewachsen; DDR war nicht zu weit weg und doch unerreichbar – insbesondere die Insel (West)Berlin. Ostberlin war und ist immer noch eine Faszination – habe die Serie ebenso verschlungen, sie bringt soviel positive Energie mit der liebenswerten Berliner Schnauze und ist Realität, keine Fiction. Danke für die Bilder!

  • Barbara Schönherr

    Ich fand diese Serie wunderschön, voller Herzenswärme, und vor allem: Lebensmut! Als freie Journalistin verdiene ich auch nicht mehr genug Geld, und ich habe letzten Sommer in einer Currywurstbude ausgeholfen. Es war unglaublich, wie viel Spaß mir das gemacht hat! Am liebsten würde ich eine eigene aufmachen, in so einem blauen Bus vielleicht, wie er im Film vorkommt. Der Schlusssatz von Kathi hat es mir besonders angetan: „Ich habe den letzten Rest jugendlicher Arroganz verloren.“ Dieser Überlebenskampf der drei Frauen, und wie sie trotzdem so viel Glück dabei empfinden können, durch das Menschliche, das sie alle drei besitzen. Es macht aber auch nachdenklich, wie schwer es Selbständige inzwischen haben, und man kann nur hoffen, unsere Lebensumstände ändern sich nicht weiter in eine Richtung, in der ein Rentner in Mahrzahn sich bestimmt keine Fusspflege mehr leisten kann, was vermutlich jetzt schon so ist.

    • Tina Hoffmann

      Liebe Barbara, danke für deinen ehrlichen Kommentar! Ja, als Selbständige ist Berlin inzwischen zum Überlebenskampf geworden. Viele Texte werden von KI geschrieben, die Bezahlung für Aufträge, wenn es mal blöd läuft, unter Mindestlohn, die VG-Wort-Ausschüttungen die letzten Jahre im freien Fall. Wie soll ich mich da gegen die Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt durchsetzen? Wie überhaupt die verrückten Preise stemmen? Toll, das mit der Currywurstbude. Ich denke inzwischen auch darüber nach, ob ich nicht auch wie Kathi neue Wege beschreiten soll, auch etwas völlig anderes kann einen glücklich machen – und es wird die nächsten Jahre noch unzähligen Kreativen so gehen. Kathis Schlusssatz finde ich auch wunderbar. Aber ich musste auch ein bisschen weinen, als sie ihrem Ex sagte, was Unsichtbarkeit für eine Frau bedeutet.

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