Space Night Hotel Berlin: Schlafen in der Kapsel

Seit seiner Eröffnung im Juli 2021 wollte ich mal im ersten und bisher einzigen Kapselhotel Berlins übernachten. Eine kleine Auszeit in der eigenen Stadt, warum denn nicht? Bilder von diesen Unterkünften mit den Schlafkisten kennt man eigentlich nur aus Japan. Nun hab ich es endlich ausprobiert und eine Nacht im Space Night Hotel in Berlin verbracht.

Bin ich hier richtig?

Die Leipziger Straße ist mit ihren riesigen Plattenbauten insgesamt ziemlich hässlich und ich bin so gut wie nie dort. An der Hausnummer 45 stutze ich erstmal. Ein zweistöckiges Gebäude, unten ein Discounter, oben wohl ein Tedi – nichts deutet auf ein Hotel hin. Ich laufe erstmal zweimal drumherum und frage mich, ob ich an der falschen Adresse bin oder ob es das Hotel gar nicht mehr gibt. Beim Reingehen sehe ich dann aber doch einen Sticker an der Glastüre. Oben dann alles schwarz, ich finde keine Klingel, nix. Gehe ich jetzt wieder? Als ich nah genug vor der dunklen Wand stehe, öffnet sich die aber dann doch noch automatisch und ich sehe die Rezeption. Puh! Direkt dort gibt es auch ein paar Sitzgelegenheiten vor einem Bildschirm, der Bilder aus dem Weltraum zeigt. Eine Astronautenpuppe steht auch da, damit es noch etwas spaciger aussieht.

Ab in die Kapsel

Der Mann an der Rezeption führt mich erstmal rum und zeigt mir mein Zimmer. Hält man eine Hotelkarte vor einen Sensor, öffnet sich die Kapsel. Obwohl es dem entspricht, was ich erwartet hatte, stehe ich einen Moment ungläubig vor der Türe. Echt jetzt? Das?

Als ich hineinkrieche und mein Domizil für meine kleine Staycation betrachte, muss ich erstmal loslachen. Weniger geht wirklich nicht. Das „Zimmer“ hat genau die Größe des Bettes, man kann gerade so aufrecht sitzen. Andere Gäste haben die Tür offen und lassen die Füße rausbaumeln. Ich mach erstmal zu.

Mit dem Spiegel wirkt die Betthöhle insgesamt gar nicht so klein. Beklemmungen bekomme ich jedenfalls auch bei geschlossener Türe keine. Allerdings öffne ich erstmal die Luftzufuhr. Da mir nicht gesagt wurde, dass ich das tun muss, würde man vermutlich auch so nicht ersticken, aber der leichte Luftzug gibt mir ein gutes Gefühl. Bevor ich es mir gemütlich mache, schau ich mich nochmal im Space Night Capsule Hostel (wie es richtig heißt) um. Das dauert aber nicht lange – schon sehr übersichtlich von der Größe her. Dann hol mir noch was aus dem Snackautomaten und flez mich in meine Kiste.

Wie schläft man im Space Night Hotel Berlin?

Die Matratzen sind sicher nicht die besten auf dem Markt, aber auch nicht unbequem. Insgesamt kann ich es mir ganz kuschelig machen, obwohl das Raumschiffdesign schon sehr unterkühlt ist. Dafür aber halt abgefahren. Von der Wand kann man sich ein Tischchen abmachen und sich mit ausklappbaren Füßen über den Bauch stellen. Leider gibt es keine Steckdose.

Diese Konsole hat nur USB-Anschlüsse. Dumm gelaufen, das hätte ich mal vorher wissen sollen – meinen Laptop mit kaputtem Akku kann ich also nicht nutzen, nicht mal mein Handy laden … also lese ich ein paar Stunden. Manchmal muss man halt zu seinem Glück gezwungen werden. Ich döse richtig schön ein. Allerdings schrecke ich mindestens 3 x wieder auf! Jedesmal, wenn neben oder über mir jemand die Tür seiner Kapsel öffnet oder schließt, hört es sich an, als würde meine Tür aufgedrükt. Das ist doch etwas gruselig. Ansonsten ist es aber insgesamt sehr ruhig und ich schlafe unerwartet gut. Kürzer hätte das Bett aber auch nicht sein dürfen. Ich glaube, sehr große Leute sind mit einer Doppelkapsel besser beraten.

Natürlich hat man kein eigenes Badezimmer und aus vielen Hostels weiß man ja, dass Gemeinschaftsbäder nicht unbedingt eine Freude sind. Hier ist es allerdings anders. Es gibt einen ganzen Flur mit Bädern, die jeweils Dusche, Toilette und Waschbecken haben. Es sind also eigentlich Privatbäder. Und die sind erstaunlich hübsch und überaus sauber.

Für wen eignet sich das Space Night Hotel Berlin?

Eigentlich hatte ich erwartet, dass sich dort vor allem Partyvolk tummelt. Wer nach Berlin kommt, um in Clubs oder Bars zu gehen, und wenn überhaupt nur kurz schläft, der ist hier goldrichtig. Kostet wenig, liegt zentral – passt, finde ich. Und ich denke, dass das an Wochenenden auch die Zielgruppe ist und es dementsprechend etwas lauter werden kann. An einem Mittwoch waren allerdings alle möglichen Gäste da. Jung, älter, Pärchen, ein Papa mit Kind (wobei auf deren Seite eigentlich steht, dass das Hotel erst ab 8 ist, sonst wäre ich mit meiner Tochter gekommen). Wer mal was Ungewöhnliches machen möchte, Sci-Fi-Fans, Low-Budget-Reisende … und natürlich: wer kein Problem mit engen Räumen hat – all denen kann ich eine Übernachtung durchaus empfehlen. Bei dem immer knapper werdenden Platz in Großstädten macht diese Art Hotel sowieso Sinn. Und nachhaltiger ist es auch, wenn man viele Leute auf wenig Fläche unterbringt. Bezahlt hab ich 36 Euro, das finde ich ok.

Soll es eine andere ungewöhnliche Unterkunft sein? Den Hüttenpalast habe ich auch schon mal besucht und bei Reisereporter stelle ich euch 7 außergewöhnliche Unterkünfte in Berlin vor.

(Der Text ist ohne Kooperation entstanden. Ich hatte Lust dort zu übernachten und habe dafür bezahlt.)