Kultur & Geschichte

Funkhaus Berlin: Führung mit vielen Highlights

Auf den Termin musste ich mehrere Monate warten, denn die Führungen durchs Funkhaus Berlin sind offensichtlich heiß begehrt. Kein Wunder, denn der Gebäudekomplex in der Nalepastraße steht nicht nur für die Neue Sachlichkeit, es gibt drinnen auch echt viel zu entdecken.

Neungeschossiger Verwaltungsturm

Von der Munitionskistenfabrik zum Funkhaus

Das Funkhaus in Schöneberg durfte nach der deutschen Teilung nicht mehr von den SED-kontrollierten Medien zum Senden genutzt werden. Es musste ein Ersatz im Osten her. Die Wahl fiel auf Oberschöneweide, wo von 1951 bis 1956 eine alte Fabrik umgewandelt und durch mehrere Bauwerke ergänzt wurde. Architekt Franz Ehrlich, ein ehemaliger Bauhausschüler, verwirklichte den Komplex im funktionalen Stil der Neuen Sachlichkeit, damals sehr modern.

Funkhaus Berlin – Kultursaal

1952 konnte bereits mit dem Senden begonnen werden. Den Mitarbeiter*innen von Sendern wie DDR1 und DDR2 fehlte es hier an nichts, denn die Sendeanstalt war wie eine kleine Stadt konzipiert mit Frisörsalon, Kegelbahnen, Sauna und vielem mehr. Verbunden wurden die Gebäudeteile durch Brückenbauten.

Kultursaal, Fuhrparkhalle & Dachgeschoss

Unser erster Stopp drinnen war der Kultursaal, in dem heute noch Veranstaltungen stattfinden können. Ebenso wie in der ehemaligen Fuhrparkhalle, deren moderner Loft-Stil im Kontrast zu den Orten mit dem typischen 50er-Jahre-Charme steht.

Im Dachgeschoss des ehemaligen Verwaltungsgebäudes erwartet euch nicht nur eine schöne Aussicht, ihr bekommt auch Infos zu den Eigentumsverhältnissen, die sich nicht ganz skandalfrei entwickelt haben. Hat mich ein bisschen an das SEZ erinnert, naja, Berlin halt. Die jetzigen Eigentümer scheinen aber großen Wert auf eine denkmalgerechte Entwicklung des Areals zu legen.

Das Highlight: Block B

Dann gelangten wir in Block B, in dem sich gleich mehrere Höhepunkte der Führung durch das Funkhaus Berlin befinden. Los ging es im Foyer mit seiner imposanten Treppe. Der hier verbaute Marmor soll aus der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Neuen Reichskanzlei stammen, das sagt man allerdings von mehreren Gebäuden in Berlin.

Oberes Foyer

Was ich im ersten Moment als alte Bar wahrgenommen hatte, ist tatsächlich ein Überbleibsel der Produktion des Herbig-Films „Ballon“ von 2018 und stellt eine Hotelrezeption dar. Das waren aber nicht die einzigen Dreharbeiten, die schon im Funkhaus Berlin stattgefunden haben. Unter anderem wurden hier auch Szenen für „Das Leben der Anderen“ und „Bridge of Spies“ gedreht.

Filmkulisse im Funkhaus

Dann ging es in den kleinen Aufnahmesaal, der allerdings so gar nicht klein ist. Das ist hier relativ zu verstehen, denn es gibt einfach einen noch größeren. Natürlich bekommt ihr hier jede Menge spannende Infos zur Ausstattung, Akustik usw. – merken konnte ich mir leider nichts davon. Aber ihr sollt ja vor Ort auch noch Neues hören …

Prachtstück des Funkhauses ist der größte Aufnahmesaal der Welt. Zwar beanspruchen diesen Rekord auch Studios in London für sich, aber unser Guide hat das mit Zahlen widerlegt und meinte trocken: „Schade London, es ist nicht mal knapp“. Die Orgel ist leider nur ein optischer Blickfang, die hat schon mehrere Monate nach ihrem Einbau nicht mehr funktioniert. Hier finden regelmäßig Konzerte statt, auch Depeche Mode sind hier schon aufgetreten. Einen Eindruck von dem Event 2017 bekommt ihr bei YouTube.

Funkhaus Berlin – großer Aufnahmesaal

Fazit Funkhaus Berlin

Geniale Tour, die ich euch absolut ans Herz legen kann. Es gibt dort so viel zu sehen und so viel Spannendes zu erfahren! Meinetwegen hätte der Rundgang gerne länger als 90 Minuten dauern können. Schade, dass das Wetter nicht so schön war, im Sommer stelle ich mir die Tour noch besser vor. Dann könnt ihr euch in der Milchbar aus den 70ern einen Kaffee holen und euch gemütlich ans Wasser setzen. Aber wie schon am Anfang erwähnt: rechnet mit einer langen Vorlaufzeit! Die Führungen durch das Funkhaus Berlin finden an mehreren Samstagen im Monat statt, sind aber im Moment schon bis einschließlich März 2025 komplett ausgebucht. Für April sind die Termine noch nicht verfügbar – legt euch also auf die Lauer, wenn ihr euch das mal ansehen wollt.

Lust auf mehr Einblicke? Dann schaut doch mal in meine Liste mit Führungen hinter die Kulissen vieler Berliner Bühnen.

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