Hausfassade mit Blauregen im Karl-Foertser-Garten
Umland

Karl Foerster Haus und Garten in Potsdam

Gartenkünstler, Autor, Gartenpionier, Staudenzüchter – in Potsdam steht das Jahr 2024 ganz im Zeichen von Karl Foerster. Zum seinem 150. Geburtstag könnt ihr in der Havelstadt an mehreren Orten auf den Spuren des Ehrenbürgers wandeln. Ich durfte diese gerade im Rahmen einer Pressereise entdecken. Besonders beeindruckt hat mich unsere Führung durch das Wohnhaus von Karl Foerster im Ortsteil Bornim.

Wer war Karl Foerster?

Geboren wurde er als Carl August Foerster am 9. März 1874. Sein Vater Wilhelm Julius Foerster war ein angesehener Professor der Astronomie und Direktor der Berliner Sternwarte, die es heute nicht mehr gibt. Sie befand sich ab 1835 in Berlin-Friedrichstadt, heute Kreuzberg. Sein Name ist bis heute in Berlin bekannt, da die Wilhelm-Foerster-Sternwarte nach ihm benannt wurde. Sein Sohn besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, darauf folgten eine Gärtnerlehre in der großherzoglichen Hofgärtnerei in Schwerin, der Besuch der Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam sowie zahlreiche Weiterbildungen und Anstellungen im Bereich des Gartenbaus. Mit der Pensionierung des Vaters 1903 folgte der Umzug der Familie nach Westend, wo er neben dem Wohnhaus eine Staudengärtnerei gründete. Schon 1910 folgte ein weiterer Umzug, diesmal nach Potsdam-Bornim, wo er bis zu seinem Tod 1970 wirkte. 

Foerster-Garten von außen

Foerster-Garten in Bornim

Als wir mit dem Fahrrad am Foerster-Garten ankamen, meinte es das Wetter nicht besonders gut mit uns und unseren ersten kleinen Rundgang machten wir im Regen. Nach der Führung im Haus zeigte sich aber kurzzeitig die Sonne und wir konnten auch hier noch einen geführten Rundgang genießen. Herzstück der Anlage mit ihren unterschiedlichen Gartenräumen bildet der Senkgarten mit dem mittigen Wasserbecken, der sich streng symmetrisch direkt vor dem Wohnhaus erstreckt.

Karl Foerster Garten Potsdam
Wohnhaus und Garten Karl Foerster – Ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Neben dem Senkgarten könnt ihr auch durch Wohn- und Steingarten sowie entlang von Frühlingsweg und Herbstbeet spazieren. Mein ganz persönlicher Liebling: Der wunderschöne Blauregen an der seitlichen Hausfassade. Den Namen hab ich tatsächlich erst auf dieser Reise gelernt sowie einiges andere, denn mit dabei waren auch Redakteurinnen von „Mein schöner Garten“ und „GartenFlora“ (liebe Grüße!).

Aber was war nun das Besondere an dem Garten? Foerster gilt immerhin bis heute als Visionär und Pionier in Sachen Gartengestaltung und es gibt rund um den Globus Gärten, die in seinem Stil angelegt wurden. Er hatte seine ganz eigene Vision eines ganzjährigen Gartenkunstwerkes. Eigene Staudenzüchtungen kombinierte er mit Gräsern, Blumenzwiebeln und Gehölzen und schuf so einen völlig neuen Stil, der zu jeder Jahreszeit einen schönen Anblick bietet. Sein privater Garten diente ihm dabei als Versuchs- und Studiengarten.

Wohnhaus und Garten Karl Foerster – Ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Führung durch das Foerster-Haus

Während der Garten ganzjährig frei zugänglich ist, kann das Wohnhaus normalerweise nur selten besichtigt werden. Jetzt im Jubiläumsjahr gibt es allerdings regelmäßige Führungen, die ihr auf der Homepage der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, in deren Besitz sich Wohnhaus und Teile des Gartens befinden, findet. Buchen könnt ihr als Gruppe zudem eine Kuratorenführung mit Felix Merk, der dazu Gartendenkmalpfleger der Landeshauptstadt ist. In den Genuss kam auch unsere kleine Truppe.

Wohnhaus und Garten Karl Foerster – Ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Errichtet wurde das Landhaus nach Plänen des Architekten Albert Froelich 1911. Heute erstrahlt es genau wie der Garten bereits seit der BUGA 2001, in neuem Glanz. Dafür wurde es aufwändig in seinen bauzeitlichen Zustand zurückversetzt. Eine auffällige Veränderung betrifft die Fassade. Der graue Zementputz der 1960er Jahre wurde durch den ursprünglich hellen Kalkputz ersetzt. Als Grundlage für die Umgestaltungen dienten Interviews mit Zeitzeug*innen, fotografische und schriftliche Quellen sowie restauratorische Untersuchungen. Durch diese konnte beispielsweise die ursprüngliche Blümchentapete durch eine Spezialfirma in Finnland reproduziert werden. Von außen ist das Häuschen schon ganz süß, aber nun auch nicht mein großer Traum. Drinnen allerdings – awwwwwww – ja, da kann ich mich als Bewohnerin gut vorstellen.

Wohnhaus von Karl Foerster
Wohnhaus von Karl Foerster
Wohnhaus von Karl Foerster
Wohnhaus und Garten Karl Foerster – Ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Wenn das nicht alles Gemütlichkeit ausstrahlt! Da möchte man sich doch ein Buch schnappen und irgendwo hinkuscheln. Geht es nur mir so, aber mit zunehmendem Alter und in der immer schnelllebigeren Zeit, entdecke ich immer mehr meine Begeisterung für Altmodisches. Ein unerwarteter Blickfang erwartet euch im Obergeschoss: das Musikzimmer mit seiner außergewöhnlichen Farbgestaltung im Stil der 1950er Jahre. Hier hielt sich vor allem die junge Ehefrau Foersters auf, die Pianistin und Sängerin Eva Hildebrandt, die er 1927 heiratete.

Musikzimmer im Wohnhaus von Karl Foerster
Wohnhaus und Garten Karl Foerster – Ein Haus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

Zur Sprache kam während der Führung auch, dass die Biografie Karl Foersters auch Stationen aufweist, die heute kritisch diskutiert werden. Er war nämlich Mitglied in der NSDAP. Gleichzeitig, so Felix Merk, gibt es Belege dafür, dass er Jüdinnen und Juden geholfen hat und auch Dankes- und Abschiedsbriefe jüdischer Freund*innen sind erhalten. Zum Kriegsende wurde sein Besitz darum auch zunächst beschlagnahmt, 1948 wurde die Beschlagnahmung allerdings aufgehoben. Seine Tochter und Erbin Marianne Foerster übergab 2001 den Nachlass der Familie in die treuhänderische Marianne-Foerster-Stiftung, die zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz gehört.

Weitere Spuren des Gartenkünstlers in Potsdam

Die Führungen durch Haus und Garten sind momentan nicht das einzige, was euch während des Jubiläumsjahres in Potsdam erwartet. Pünktlich zum 150. Geburtstag wurde am 9. März im Potsdam Museum die Ausstellung „Karl Foerster. Neue Wege – Neue Gärten“ eröffnet, die ihr noch bis zum 18. August 2024 besichtigen könnt. Hierbei wurde nicht nur versucht, biografische Lücken zu schließen, auch die Wirkkraft Foersters weit über Deutschland hinaus bildet einen zentralen Aspekt. Außerdem könnt ihr seinen Schreibtisch sehen, der sonst in seinem Wohnhaus steht.

Nett fand ich ja die kleine Vasenauswahl aus seinem Besitz. Zitat von Foerster: „Wer Blumen in seinem Garten pflegt, braucht für einen gesunden, nicht übertriebenen Blumenvasen-Kultus im Hause, 30-50 erlesener verschiedenartigster Vasen …“. Ok. Von diesem Blumenvasen-Kultus bin ich weit entfernt, aber ich pflege auch keine Blumen im Garten.

Foerster-Vasensammlung im Potsdam Museum

Auf den Spuren Foersters wandelt ihr außerdem auf der Freundschaftsinsel, die auch im Rahmen der BUGA nach historischem Vorbild neu gestaltet wurde. Schon in den 1930er Jahren war hier auf Anregung Foersters ein Stauden- und Sichtungsgarten entstanden, der im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet wurde. Wenn ihr den Hauptweg entlang spaziert, könnt ihr eine Anpflanzung von über 200 Foerster-Staudenzüchtungen bewundern. Am Ende des Weges kommt ihr zum Foerster-Denkmal von Christian Roehl aus dem Jahr 1974.

Freundschaftsinsel

Fazit Karl Foerster

Ich kam quasi ohne Vorwissen zu der Pressereise und hab echt viel mitgenommen an Wissen und schönen neuen Orten. Vor allem das Wohnhaus hat es mir echt angetan. Wenn ihr es auch mal von innen sehen wollt, dann ist dieses Jahr die beste Gelegenheit, es wird die nächsten Monate noch zahlreiche Führungen geben. Die Ausstellung war danach für mich dann nicht mehr ganz so spannend, weil ich vieles schon gehört hatte. Auch neu waren mir die Karl-Foerster-Spuren in Berlin: In den Gärten der Welt und im Britzer Garten gibt es einen Karl-Foerster-Staudengarten und im Tierpark findet ihr ebenfalls einen nach ihm benannten Garten mit einer Büste von ihm. Hatte ich wohl bisher nie drauf geachtet.

Ihr sucht nach mehr tollen Tipps in der Havelstadt? Dann schaut auch in meinen Blogartikel „Geheimtipps Potsdam“ oder in meinen Reisereportertext über die 12 schönsten Sehenswürdigkeiten in Potsdam.

(Alle genannten Orte und Führungen waren im Rahmen der Pressereise für mich kostenlos. Vielen Dank an die PMSG für die Einladung und an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die die Verwendung der Fotos genehmigt hat.)

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