Einsame Natur im Landschaftspark Herzberge
Versteckt hinter Industriegebieten gibt es in Lichtenberg einen grünen Ort, den ich letzten Sommer mit meinen Kindern besucht habe. Das war während der Recherche für mein Buch und wir waren tatsächlich ziemlich alleine dort. Das lag sicher auch an der Hitze, die auch den Pflanzen dort schon ganz schön zugesetzt hatte, aber ich bin mir sicher, dass ihr dort selten Menschenmassen begegnet. Dabei ist der Landschaftspark Herzberge für Naturliebhaber ein echt schönes Fleckchen Berlin!
Kleine Geschichte des Landschaftsparks Herzberge
Bis im Jahr 2007 mit der kompletten Neu- und Umgestaltung begonnen wurde, muss das Areal aus alten Industriehallen, Brachen sowie nicht gepflegten Grünflächen eher unansehnlich gewesen sein. Heute findet ihr hier eine Parkanlage, die sich aus drei Teilen zusammensetzt: dem Wald mit seinen Feuchtbiotopen im Norden, Tierweiden und Obstwiesen im Zentrum und einem Bereich für Urban Farming im Süden. Klingt natürlich mehr modern, tatsächlich wurde hier aber auch schon im späten 19. Jahrhundert Essen angebaut und auch Tiere gehalten. Die Flächen und ein Gutshof gehörten damals zu einer „Städtischen Irrenanstalt“ – heute das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, das ich auch ganz sehenswert finde. Vor allem im Frühjahr, wenn die zwei riesigen Magnolienbäume blühen, die das Hauptgebäude flankieren.
Es gibt mehrere Eingänge in den Park, wir kamen von Norden mit der Tram und starteten somit am Wald, wo am Rand unzählige Brombeersträucher darauf warteten, abgeerntet zu werden. Da haben wir doch gerne erstmal geholfen.
Wald und Feuchtbiotope
Dann haben wir uns über den Schatten im Wald gefreut, wo – wie könnte es auch anders sein, die schießen ja in jedem Berliner Forst aus dem Boden – ihr auf das ein oder andere Tipi trefft.
Außerdem gibt es hier eine Art Yoga-trimm-dich-Pfad bzw. „Natur- und Gesundheitspfad“, falls ihr den Ausflug für ein bisschen zusätzlichen Sport nutzen wollt. Danach war uns bei dem Wetter allerdings so gar nicht. Interessanter waren die Teiche wie der Eichenpfuhl, wo ihr auf Infotafeln sehen könnt, was sich inzwischen alles in diesen Biotopen tummelt. Mit etwas Geduld und Glück könnt ihr Ringelnattern, Frösche, Molche, Wechselkröten und vom Aussterben bedrohte Lurcharten entdecken. Macht euch aber keine zu großen Hoffnungen, denn die Tümpel sind eingezäunt, damit die Gäste das entstehende Ökosystem nicht stören.
Auf der Suche nach den Schafen
Seit 2009 leben hier um die 80 schwarze Rauhwollige Pommersche Landschafe. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil der komplette Bestand der bedrohten Rasse 1982 auf nur noch 72 Tiere zusammengeschrumpft war. Inzwischen soll es wieder etwa 3.000 Tiere geben. Ihre Weide befindet sich direkt an der Tramhaltestelle des Krankenhauses, allerdings werdet ihr sie dort nicht zwingend antreffen, da sie auch auf anderen Grünflächen im Park grasen. Wir haben ganz schön lange suchen müssen! Kleinkinder können hier aber zumindest schon mal mehrere Rätsel der Parkrallye lösen.
Als ich heute Morgen mit dem Text angefangen habe, bin ich direkt nochmal hingefahren, da ich auf Lämmer gehofft habe. Statt sengender Hitze gab’s diesmal Regen, aber naja, irgendwas ist ja immer. Trotzdem bin ich nicht enttäuscht worden – ein kleines, schwarzes Neugeborenes (nehm ich jedenfalls an, denn es war sehr wacklig auf den Beinen) war mit seiner Mutter neben dem Stall.
Obstwiesen, Mosaike und Urban Farming
Wenn ihr den Wald verlasst, kommt ihr erstmal an Streuobstwiesen vorbei, wo es für kleine Naturfans das ein oder andere zu sehen gibt: Dendrophon, Insektenhotel, Bienenstöcke und einen Lehrpfad. Den fand ich sehr interessant, denn das war nicht wie meist ein Bienenlehrpfad, sondern einer, der vor allem über Hummeln, aber auch Hornissen und Wespen informiert.
Hier beginnen auch die vielen schönen Mosaike, die sich bis in den landwirtschaftlich genutzten Teil der Anlage erstrecken. Im dortigen Paradiesgärtlein versteckt sich unter anderem ein Einhorn. Aber auch der Löwe, der faul in der Sonne döst, wird euren Kindern gefallen.
In den Gewächshäusern der Stadtfarm ist am Wochenenden Markt, aber auch wenn nicht, könnt ihr tagsüber reingehen und Honig oder Essig aus eigener Produktion kaufen. Dafür braucht ihr allerdings Bargeld, das ihr in eine Vertrauenskasse werfen könnt.
Landschaftspark Herzberge – Fazit
Wir fanden es sehr schön dort. Sicher kein Ausflugsziel, das man sehr oft ansteuert, aber mit Kindern auf jeden Fall ein sehr vielfältiges Erlebnis. Das Frühjahr – sofern es nicht regnet – ist wegen den süßen Lämmchen die beste Zeit, um mal vorbeizuschauen. Mehr Natur-Ausflugstipps bekommt ihr in meinem Buch, das ihr in Berliner Buchläden bekommt oder bestellen könnt, z.B. direkt beim Verlag.