Malzfabrik Berlin: Industriecharme und Nachhaltigkeit
Was 1853 als kleine Brauerei in Mitte entstand, entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem der größten Unternehmen Berlins. Die während des Ersten Weltkrieges in Schöneberg erbaute Mälzerei galt damals als größte Europas. Heute könnt ihr dem denkmalgeschützten Areal der ehemaligen Schultheiß-Brauerei einen Besuch abstatten – die Malzfabrik Berlin wurde in den letzten Jahren zu einem spannenden Ort, der seinen Industriecharme behalten hat und gleichzeitig Nachhaltigkeit lebt.
Kleine Geschichte der Mälzerei
Als die Nachfrage nach Bier im frühen 20. Jahrhundert in Berlin immer größer wurde, konnte Schultheiß mit seinen Produktionsstätten den Bedarf an selbst verarbeitetem Malz nicht mehr decken. Um selbst für ausreichend Nachschub zu sorgen, baute das Unternehmen zwischen 1914 und 1917 eine eigene Malzfabrik nach den Plänen des Architekten Richard Schlüter. Der Komplex umfasste zudem noch weitere Gebäude wie Pferdestall, Kellerei und Lager. Auch ein Anschluss an das Eisenbahnnetz war vorhanden. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Fabrik ohne allzu große Schäden – noch bis 1996 wurde hier produziert. 2005 begann dann die Sanierung und Neunutzung, die sich auch dem Thema Nachhaltigkeit widmet. Was von Weitem vor allem durch die vier riesigen Schlote eher nicht nach einem beschaulichen Fleckchen aussieht, hat bei näherer Betrachtung allerdings jede Menge Charme.
Blick in die historische Produktion
Das Gelände ist von Montag bis Samstag frei zugänglich. Draußen geht es rund um die neuen Mieter aus Kultur und Medien geschäftig zu – als ich das ehemalige Produktionsgebäude betrete, bin ich allerdings allein. Im Treppenhaus hängen ein paar Verhaltensregeln, die es zu beachten gilt, aber ihr könnt euch einfach umsehen. Die alten Schilder sorgen zumindest für eine vage Vorstellung davon, was hier mal gemacht wurde.
Ansonsten ist das für Laien alles natürlich nicht selbsterklärend und ich hab mich nur kurz umgeschaut, ganz geheuer war mir das da alleine auch nicht. Spannender ist das Ganze vermutlich, wenn ihr dort an einer Führung teilnehmt.
Die Parkanlage
Hinter dem Gebäudeensemble erstreckt sich der Park, der vor allem durch den Kontrast zu den Industrierelikten reizvoll ist. Gewächshäuser einer Stadtfarm gibt es dort ebenso wie kleine Naturgärten und ein großes Insektenhotel: die Villa Kunterbunt.
Ganz hinten links auf dem Areal stehen außerdem Bienenstöcke. Und ich hab riesiges Glück und treffe den Imker Younes Kheir dort bei der Arbeit. Er hat einen kleinen Behälter dabei, aus dem Rauch kommt. Ob er die Bienen damit einschläfert, will ich wissen. Er schaut etwas ungläubig und schüttelt den Kopf. Die Wortwahl war vermutlich auch etwas unglücklich. Tatsächlich macht er das Gegenteil, wie er mir erklärt. Das vermeintlich nahende Feuer versetzt die Bienen in Alarmbereitschaft und hält sie beschäftigt – so lassen sie ihn in Ruhe. Er trägt weder Imkeranzug noch Handschuhe.
Der Standort ist wohl nicht sehr ergiebig. Die Hälfte der Bienen sei ihm über den Winter eingegangen. Es gebe zu wenige Linden in der Nähe und die Stöcke seien nicht ausreichend vor Wind und Kälte geschützt. Bessere Standorte in Berlin sind Friedhöfe.
Seinen Honig kann man ab und an im Pförtnerhäuschen kaufen oder aber direkt bei ihm. Ob er welchen dabei habe? „Ein Imker hat immer Honig dabei“, sagt er. Na dann, juhu!
Kleine Auszeit am Strand
Da das Wetter in letzter Zeit ja mehr als unbeständig ist, nutze ich die Sonnenstrahlen lieber schnell und schnapp mir eine Holzliege am kleinen weißen Strand. 10 Grad mehr wären jetzt so richtig schön! Und ein Handtuch, dann würde ich es mir in dem feinen Sand gemütlich machen … gerne dürfte mir jetzt auch jemand ein kühles Bier servieren …
Besonders gefällt mir, dass alte Metallfundstücke nicht entsorgt, sondern in die Gestaltung mit einbezogen wurden. Beispielsweise als Blumentöpfe oder als Kunstwerke. Insgesamt sind es sowieso die vielen liebevollen Details, die den Besuch lohnenswert machen.
Nachhaltigkeit in der Malzfabrik Berlin
Wer mehr darüber wissen möchte, was hier in Sachen Nachhaltigkeit alles getan wird, der findet auf dem 50.000-Quadratmeter-Gelände mehrere Green Signs. Darauf werden einige der Maßnahmen vorgestellt, ebenso wie auf einer großen Tafel unterhalb des Wegweisers am Eingang.
Mein besonderer Liebling: die selbst gebaute Rikscha.
Malzfabrik Berlin – mein Fazit
Ein schöner Ausflug, der einfach viel verbindet, was mir gefällt: Geschichte, Natur, Honig und Selbstgemachtes. Rund ums Jahr gibt es hier neben den regelmäßigen Führungen auch einige Veranstaltungen wie das Sommerfest oder kleinere Messen. Nur eins hab ich nicht verstanden. Was hat es mit dieser Parallelwelt Kcymaerxthaere auf sich?
Ihr wollt noch mehr alte Brauereien in Berlin erkunden? Dann schaut doch mal, was die Schneider Brauerei zu bieten hat.